Was sind Zertifikate?
Zertifikate sind eine börsengehandelte Schuldverschreibung, die von einem Emittenten ausgegeben wird, etwa von einer Bank oder einer Firma. Anders als bei Aktien oder Fonds werden Sie als Käufer nicht Miteigentümer der Aktiengesellschaft oder des Unternehmens, sondern erwerben die Möglichkeit, von der Wertentwicklung des sogenannten Basiswerts zu profitieren. Sie haben also indirekt an der Kursentwicklung der entsprechenden Firma teil, weshalb Zertifikate zu den Derivaten gezählt werden. Geht das ausgebende Institut pleite, ist höchstwahrscheinlich auch Ihre Einlage weg.
Zertifikate können für jede Unternehmensart, auf ganze Branchen oder Märkte, auf Währungen, Rohstoffe wie Gold oder Öl, aber auch auf einen Index wie den DAX ausgestellt werden. Der Zertifikate-Markt ist daher sehr unübersichtlich. Der Deutsche Derivate Verband gibt an, dass es aktuell um die 3.000 Basiswerte und darauf insgesamt rund eine Million Zertifikate gibt.
Wie funktionieren Zertifikate?
Jedes Zertifikat hat eine eigene Beschreibung, im Fachjargon nennt man dies die „Konstruktion“. Darin wird beispielsweise festgelegt, von welcher Kursentwicklung Sie profitieren – denn Sie können wie bei einer Wette sowohl auf eine steigende, fallende oder stagnierende Entwicklung des Basiswerts setzen und entsprechend investieren. Je nach Konstruktion eines Zertifikats profitieren Sie also sogar trotz eines Kursrückgangs. Zertifikate gibt es mit oder ohne Laufzeit, darauf sollten Sie bei der Auswahl achten.
Wann sind Zertifikate die richtige Geldanlage für mich?
Zertifikate sind spekulative Finanzprodukte und erfordern daher etwas Erfahrung mit dem Thema Geldanlage. Trifft das auf Sie zu und möchten Sie Ihr Portfolio erweitern, können Zertifikate sehr nützlich sein. Sie helfen beispielsweise, Ihr Depot gegen Kursschwankungen abzusichern. Sie sollten jedoch immer darauf achten vertrauenswürdige Emittenten zu wählen, um sich davor zu schützen im Fall einer Pleite das gesamte Geld zu verlieren. Vertrauenswürdige Herausgeber sind zwar keine Garantie, aber sie mindern Ihr Risiko um einiges. Informieren Sie sich über die Konstruktion sowie die Bedingungen des gewählten Zertifikats und kaufen Sie erst, wenn Sie alle Details verstanden haben.
Zertifikate eignen sich für eine kurz- oder mittelfristige Geldanlage und daher weniger für die Altersvorsorge. Die Rendite kann sehr viel höher ausfallen als bei Tagesgeld oder Festgeld, weshalb es sich durchaus rentieren kann, liquide Mittel in Zertifikate zu stecken. Da jedoch auch das Risiko eines Verlusts oder gar eines Totalverlusts gegeben ist, sollten Sie nur Geld investieren, auf das Sie nicht im Alltag angewiesen sind.
Wie kann ich Zertifikate kaufen?
Um Zertifikate zu kaufen, benötigen Sie ein Depot. Das bekommen Sie entweder bei Ihrer Hausbank oder einer Direktbank. Zudem bietet es sich an, einen Broker zu suchen, der den Kauf- und Verkaufsvorgang für Sie abwickelt – hier sind meist die Onlineanbieter am günstigsten. Anschließend suchen Sie aus, in welche Art von Zertifikat Sie investieren wollen. Haben Sie sich ein Zertifikat ausgesucht, erteilen Sie Ihrem Broker den Auftrag, dieses an der Börse oder direkt beim Emittenten zu kaufen.
Schon gewusst? Die Stuttgarter Börse ist auf Zertifikate spezialisiert. Hier erhalten Sie einen tagesaktuellen Überblick, welche Kurse ein Zertifikat notiert und zu welchen Konditionen Banken sie verkaufen.
Der Handel mit Zertifikaten braucht etwas Übung, auch weil eine Vielzahl von versteckten Gebühren anfallen kann. Im Folgenden haben wir wichtige Begriffe und Vorgänge zusammengefasst, die beim Kaufprozess von Zertifikaten nützlich sein können.
Was ist die WKN?
WKN steht für Wertpapierkennnummer. Sie besteht aus sechs Ziffern und identifiziert in Deutschland handelbare Wertpapiere. Um die vielen verschiedenen Zertifikate eindeutig zuordnen zu können, trägt jedes eine WKN bzw. eine internationale Wertpapierkennnummer (International Securities Identification Number). Diese müssen Sie sowohl beim Kauf- als auch Verkaufsvorgang angeben.
Was ist die Geld-Brief-Spanne?
Die Kursinformationen eines jeden Zertifikats weisen jeweils zwei Kurse aus: den sogenannten Briefkurs und den Geldkurs. Der Briefkurs ist der Betrag, zu dem Sie das Zertifikat einkaufen können, der Geldkurs ist der Preis, zu dem Sie das Zertifikat verkaufen können. Der Briefkurs ist immer höher als der Geldkurs – an der Spanne verdient der Emittent Geld. Die Geld-Brief-Spanne heißt im Fachjargon auch „Spread“ und gibt einen ersten Hinweis darauf, wie häufig das Zertifikat gehandelt wird. Je öfter es gehandelt wird, desto geringer die Spanne. Ein durchschnittlicher Spread liegt bei 0,5 %.
Wie sicher sind Zertifikate?
Wie alle Anlageformen sind auch Zertifikate mit Risiko verbunden. Das von Ihnen einbezahlte Geld gehört nämlich anders als bei Aktien oder Fonds nicht zum Sondervermögen der Bank. Das bedeutet, dass Ihre Einlage im Fall einer Insolvenz der Bank nicht geschützt ist. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Pleite der amerikanischen Bank Lehman Brothers im Jahr 2008. Damals verloren die Inhaber von Zertifikaten, die die Bank ausgegeben hatte, sehr viel Geld. Sie sollten daher keinesfalls Geld in Zertifikate stecken, auf das Sie angewiesen sind.
Doch Sie können das Risiko durch verschiedene Faktoren beeinflussen und somit auch eingrenzen:
- Der Kauf bei großen Zertifikate-Banken wie der ABN, der Commerzbank oder auch der Deutschen Bank, minimiert das Risiko.
- Einige Arten von Zertifikaten haben einen eingebauten Sicherheitspuffer, der einen Totalverlust ausschließt. Dazu gehören z.B. das Garantie Zertifikat, das Discount Zertifikat oder das Bonus Zertifikat. Die Rendite fällt bei diesen Zertifikaten anteilig zwar nicht so hoch aus, doch ist das Risiko auch entsprechend gering.
Wie hoch liegen die Kosten bei Zertifikaten?
Die Kosten für jedes einzelne Zertifikat sind in der Beschreibung, also im Verkaufsprospekt, aufgelistet. Die Emittenten sind verpflichtet, alle Gebühren und Konditionen detailliert zu beschreiben. Beachten Sie jedoch: Nicht alle Kosten werden offen ausgewiesen, sondern in der Struktur versteckt. Als einfache Faustregel gilt: Je komplizierter die Konstruktion beim Zertifikat, desto wahrscheinlicher sind Konditionen versteckt, die Laien schnell überlesen oder die Sie nicht als solche identifizieren können.
Wie auch bei anderen Wertpapieren fallen für Zertifikate Kosten an. Das Führen eines Wertpapierdepots ist oft kostenlos, hier rentiert sich vorab ein Vergleich. Doch für jede Transaktion fällt im Normalfall eine Gebühr an und Ihr Broker wird pro Order eine Provision verlangen. Es empfiehlt sich, regelmäßig die Gebühren von Bank und Broker zu überprüfen, um sicherzustellen, dass Sie weiterhin zu den bestmöglichen Konditionen handeln.
Im Folgenden haben wir gängige Gebühren aufgeführt, auf die Sie achten müssen:
Ausgabeaufschlag
Für neu eingeführte Zertifikate verlangen Emittenten oft einen sogenannten Ausgabeaufschlag. Dieser muss in der Beschreibung aufgeführt werden und ist manchmal auch unter dem Begriff „Agio“ zu finden. Der Ausgabeaufschlag beträgt im Durchschnitt 1 - 3 % des Kaufbetrags.
Ordergebühr
Für jeden Kauf von Zertifikaten müssen Sie eine Gebühr bezahlen, die sogenannte Ordergebühr. Diese ist je nach Depotbank unterschiedlich, wird jedoch meistens pro Vorgang berechnet.
Managementgebühr
Einige Zertifikate-Arten müssen von den Emittenten regelmäßig angepasst werden, zum Beispiel Strategie Zertifikate. Hierfür werden Managementgebühren erhoben. Auch für schwer handelbare Basiswerte oder Zertifikate ohne Laufzeit verlangen einige Banken eine Managementgebühr. Diese liegt zwischen 0,5 und 1,5 % pro Jahr. Üblicherweise wird sie pro Quartal oder jährlich erhoben und deshalb in die Struktur des Zertifikats verrechnet. Managementgebühren sind also versteckte Kosten.
Rücknahmegebühr
Bei Zertifikaten mit Laufzeit verlangen die Emittenten oft eine Gebühr, wenn Sie vor Ablauf der vereinbarten Frist verkaufen wollen. Diese Rücknahmegebühr ist im Verkaufsprospekt ausgewiesen.
Innenprovision
Einige Zertifikate enthalten eine Innenprovision. Das bedeutet, dass der Emittent, über den Sie das Zertifikat beziehen, Geld für die Vermittlung erhält. Die Innenprovision kann bis zu 3 % des Ausgabepreises betragen. Das Vertrackte: Sie wird Ihnen nicht offen in Rechnung gestellt, sondern vom Ausgabewert abgezogen. Seit 2014 sind Banken dazu verpflichtet, Sie über etwaige Innenprovisionen zu informieren.
Quanto Kosten
Kaufen Sie Zertifikate eines ausländischen Basiswerts, enthalten diese automatisch ein Währungsrisiko. Das bedeutet, dass Währungsschwankungen eine Auswirkung auf den Wert haben. Deshalb wird in die Struktur des Zertifikats oft eine Währungssicherung eingebaut, die sogenannten Quanto Kosten. Je nach Währung belaufen sich diese auf jährlich 1,5 bis 2 %.
Welche Zertifikate gibt es?
Die Arten von Zertifikaten sind beinahe so vielzählig wie die Basiswerte. Sie unterscheiden sich zum Teil immens in ihrer Struktur, in ihrem eingebauten Risiko und ihrer Einsatzmöglichkeiten für Anlagestrategien. Das macht die Auswahl nicht einfacher.
Wir haben für Sie eine Übersicht über die wichtigsten Zertifikate-Arten, deren Funktionsweise und Bedingungen erstellt.
Welche Vorteile und Nachteile haben Zertifikate?
Als Fazit haben wir Ihnen hier die Vor- und Nachteile von Zertifikaten zusammengestellt:
Vorteile von Zertifikaten
- Absicherung des Kapitals und Risikobegrenzung durch Kapitalschutzzertifikate
- Mögliche Alternativen zu Tagesgeld
- Liqudität, da jeder Zeit wieder verkaufbar
- Optimierung von Investmentstrategien
Nachteile von Zertifikaten
- Intransparenz bei komplizierten Konstruktionen
- oft versteckte Kosten
- aktive Betreuung notwendig, da selten feste Laufzeiten
- Emittentenrisiko, da nicht vom Sondervermögen der Bank abgedeckt
- begrenzte Gewinnchancen oder hohe Verlustrisiken
- keine Dividenden
In der folgenden Übersicht haben wir die wichtigsten Zertifikate, das damit verbundene Risiko, sowie deren Eignung bei verschiedenen Kurserwartungen zusammengefasst:
Zertifikatart | Risiko | Laufzeit |
---|---|---|
Kapitalschutz | gering | fest |
Discount | gering | fest |
Bonus | mittel | fest |
Knock-Out | hoch | fest |
Index | mittel | ohne |
Aktienanleihe | mittel | ohne |