Welche Geldanlage empfehlen Sie für Anlegerinnen und Anleger, die sehr auf Sicherheit bedacht sind?
Uwe Paßmann: „Es gibt auch auf dem Kapitalmarkt die Möglichkeit, Portfolios zusammenzustellen, die weniger schwanken als ein ETF-Portfolio mit 100 % Aktienquote oder gar mit Krypto. Das ist dann ein Multi-Asset-Portfolio, das z. B. auch Staats- und Unternehmensanleihen enthält. Das kann man sich bei Scalable Capital als gemanagtes Portfolio im Rahmen unserer Vermögensverwaltung zusammenstellen lassen – ab 20 € Sparplan. Das Schöne daran: Man muss nicht selbst zur Expertin oder zum Experten werden.“
Sind Verluste nicht schwerer zu verdauen, wenn jemand anders das Depot gemanagt hat, als wenn man selbst die Verantwortung hatte?
Uwe Paßmann: „Das ist eine interessante Frage. Ein Vermögensverwalter schafft tatsächlich auch Distanz. Das kann eine ungewohnte Situation sein. Der Anlegende übernimmt quasi die Rolle des Aufsichtsrats. Er gibt die übergeordnete Strategie vor. Der Vermögensverwalter baut dann anhand dieser Vorgaben das Portfolio auf und managt es professionell. Der Vermögensverwalter ist aus meiner Sicht für einige Neulinge zunächst der sinnvollere Weg, in den Kapitalmarkt einzusteigen, um anschließend selbst ETF-Sparpläne oder Aktien im Broker zu besparen oder zu handeln.“
Wie findet man ansonsten den Einstieg in den Aktienmarkt?
Uwe Paßmann: „Man muss irgendwann den Anfang machen. Es ist emotional etwas ganz anderes, sich mit seinem echten Geld in den Kapitalmarkt zu wagen, als sich nur ein Watchlist-Portfolio anzulegen, ein fiktives Musterdepot, das man beobachtet. Die Weisheit ‘Zeit im Markt schlägt Markt-Timing’ ist nach wie vor gültig. Ich würde immer empfehlen, mit einem kleineren Betrag zu starten, lieber einen Tick defensiver loszulegen. Risiken erhöhen oder mehr Geld reingeben kann man später immer noch, wenn man das möchte.“
In Ihrem Broker gibt es neben Aktien und ETFs viele Derivate, Zertifikate und Optionsscheine. Für wen ist das eine gute Sache und wer sollte da vorsichtig sein?
Uwe Paßmann: „Derivate sind nicht für Anfänger an der Börse geeignet. Man sollte zunächst davon absehen, wenn man kein Experte ist. Investoren bedienen mit solchen Instrumenten speziellere Strategien im Portfolio. Es ist für Privatkunden nicht notwendig, derivative Produkte zur Altersvorsorge oder für ein langfristiges Portfolio zu verwenden. Dafür sind ETFs hervorragend geeignet. ETFs sind übrigens eines der wenigen Produkte im Finanzbereich, die immer günstiger geworden sind und Richtung Null tendieren.“
Welche weiteren Fehler sollten Anfänger vermeiden?
Uwe Paßmann: „Einen Zugang zum Aktienmarkt zu suchen, ist erst einmal der richtige Schritt. Damit vermeidet man schon den häufigen Fehler, auf die falsche Anlageklasse zu setzen, nämlich nur Cash auf dem Konto anzusparen und dadurch Rendite zu verschenken. Zweitens sollte man nicht loslegen, ohne sich informiert und eine Strategie überlegt zu haben. Man sollte seine Finanzen, seine Lebenssituation, seine Ziele und die Risiken kennen und eine bewusste Entscheidung treffen. Außerdem sollte man Kostenfallen vermeiden. Man sollte sich fragen: Wo richte ich mein Depot ein? Gibt es dort Gratis-ETF-Sparpläne oder wird jedes Mal eine ganz ordentliche Gebühr fällig? Denn die Geldanlage sollte kosteneffizient sein. Und der letzte Fehler ist, dass man nicht langfristig durchhält. Darauf kommt es letztendlich an.“
Das Interview wurde im Juli 2022 geführt.