Bei den Immobilienpreisen markierte 2022 einen Wendepunkt
Die Immobilienpreise in Deutschland sind in den vergangenen Jahren steil nach oben geklettert. Die Corona-Krise hatte diesem Trend sogar noch einen weiteren Schub verpasst. Im Jahresdurchschnitt sind Häuser und Wohnungen 2021 und 11 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen, registrierte das Statistische Bundesamt – das waren die stärksten Zuwächse seit den Achtzigerjahren. Traditionell hoch sind die Preissteigerungen in den Metropolen, sie sind aber inzwischen auch in ländlichen und dünn besiedelten Gebieten angekommen. Dort verteuerten sich Häuser um 14,5 %, Eigentumswohnungen um 11,2 %.
Auch im 1. Quartal 2022 ging das rasante Wachstum weiter. Seitdem machen sich allerdings die stark gestiegenen Bauzinsen, die Inflation sowie die Unsicherheiten rund um den Ukraine-Krieg auf dem Immobilienmarkt bemerkbar. Ist der Immobilienboom vorbei? In einer Analyse des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung erwarten die Autoren erstmals seit 2009 wieder einen Rückgang des Geldumsatzes am deutschen Immobilienmarkt. Dabei sei aber kein flächendeckenender Preisverfall bei Wohnimmobilien zu erkennen, da die Nachfrage am deutschen Wohnungmarkt groß bleibe. Allerdings rechnen die Experten des Instituts mit einer Abschwächung der Preisanstiege auf unter 3 %.
Wann fallen die Immobilienpreise in Deutschland wieder?
Das „WohnBarometer“ der Onlineplattform ImmoScout24 sieht bereits fallende Kaufpreise. Hintergrund: Im 2. Quartal 2022 habe sich die Nachfrage um 36 % reduziert, das inserierte Angebot sei um 46 % gestiegen. Besonders für Neubau-Eigentumswohnungen und Häuser (Bestand und Neubau) gaben die Preise demnach um bis zu 6,6 % nach, allerdings nur in einzelnen Metropolen. Bei einer Berechnung für die „WirtschaftsWoche“ kommt ImmoScout24 zu dem Ergebnis, dass die Immobilienpreise in München seit Jahresbeginn um 7,4 % gefallen sind und in Düsseldorf um 6,1 %. Für Käufer bedeutet das: Sie können wieder besser mit Verkäufern den Kaufpreis verhandeln.
Ähnlich sieht das Stefan Münter, Co-CEO und Vorstand von Europace: „Es bieten sich trotz des Zinsanstiegs auch neue Möglichkeiten für Verbraucher und Verbraucherinnen.“ Mit-Interessenten werden in der aktuellen Lage mit hoher Inflation und unkalkulierbaren Energiepreisen zurückhaltender, gleichzeitig sind sowohl die Bauzinsen sowie auch die Hausbaukosten stark gestiegen. Der Europace Hauspreis Index zeigt bereits für Juli erstmals einen Rückgang im Vergleich zum Vormonat für alle Segemente.
Wie entwickeln sich die Immobilienpreise in Zukunft?
Es bestanden in den vergangenen Jahren große Unterschiede bei der Immobilienpreisentwicklung zwischen Stadt und Land. Ob sich die Preise in Zukunft weiter voneinander entfernen oder annähern, ist schwer vorherzusagen. Zuletzt gab es aber in ländlichen Gebieten besonders hohe Preissteigerungen.
Die Postbank hat für ihren „PostbankWohnatlas 2022“ vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) eine Kaufpreisprognose bis 2035 erstellen lassen. Dem Preisatlas zufolge können vor allem Immobilienbesitzer in wachsenden Regionen mit hohen Anteilen jüngerer, gutverdienender Erwerbstätiger bis 2035 mit weiteren Wertzuwächsen rechnen. Besonders der Süden und der Nordwesten Deutschlands profitieren.
Preisentwicklung von Immobilien in ländlichen Regionen ist ungewiss
Auf der einen Seite sagt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) ein weiteres Auseinanderdriften der Immobilienpreise zwischen Stadt und Land voraus. Danach werden die Preise sowohl für Wohnungen als auch für Ein- und Zweifamilienhäuser in den kommenden 10 Jahren, in einem Drittel aller deutschen Landkreise, um cirka 25 % sinken. In besonders abgelegenen Regionen, wie zum Beispiel im Osten Deutschlands, könnten die Preise sogar bis zu 50 % einbrechen. Betroffen davon sind neben Ostdeutschland auch Regionen in Nordhessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Bayern. Die Ursache dafür liege im demografischen Wandel im ländlichen Raum. Da viele Menschen in die Ballungsräume ziehen, besteht auf dem Land nur noch eine geringe Nachfrage nach Wohnimmobilien. Die Immobilienpreise sinken.
Auf der anderen Seite zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes einen gegenläufigen Trend. Danach stiegen die Immobilienpreise 2021 in ländlichen Kreisen sogar stärker als in den Metropolen. Eine mögliche Ursache könnte die Corona-Krise sein, die infolge des wachsenden Anteils an Homeoffice zu einer größeren Nachfrage nach Immobilien im Grünen führt. Hinzu kommen gesellschaftliche Entwicklungen wie das Bemühen um Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ob sich dieser Trend zum Wohnen auf dem Land fortsetzt, muss sich zeigen.
Preise in Ballungsräumen und Städten steigen weiter
Besonders in Ballungsräumen wie München und Berlin wird es nach der Meinung vieler Experten auch in Zukunft deutlich steigende Immobilienpreise geben. Die Gründe dafür liegen bei
starker Zuwanderung und weiteren Zuzug in die Städte und
bestehendem Wohnungsmangel auch in den kommenden Jahren.
Darum wird erwartet, dass die Immobilienpreisentwicklung in Deutschland nach wie vor nach oben verläuft. Wenn auch die Preissteigerungen nicht mehr so rasant ausfallen dürften wie in den vergangenen Jahren.
Schwankungen der Immobilienpreise sind denkbar
Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Immobilienpreise in den kommenden Jahren erst sinken und dann wieder steigen. Das ergab eine Studie der Deutschen Bank vom März 2021. Damals sahen die Ökonomen spätestens für 2024 ein Ende des Preisanstiegs für Wohnimmobilien voraus und anschließend eine Preisreduzierung von ca. 5 %. Gründe dafür liegen in einem Zurückgehen der Zuwanderung als Folge der Pandemie und einem damit zusammenhängenden Rückgang der Nachfrage. Beschleunigt hat diese Entwicklung der hohe Anstieg der Bauzinsen sowie die Unsicherheiten rund um den Ukraine-Konflikt und der Energieversorgung.
Allerdings werde diese Trendwende nicht langfristig anhalten, so die Studie. Im Anschluss an die Preisdelle werde voraussichtlich ein gegenläufiger Trend entstehen, der bis 2031 zu wieder steigenden Immobilienpreisen führt.
Tipp
Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, eine Immobilie zu erwerben, ist es ratsam, möglichst bald den Kauf abzuwickeln. Ansonsten kann der Immobilienkauf wegen der aktuellen Zinsentwicklung immer teurer werden. Nehmen Sie sich aber unbedingt die Zeit für eine solide Immobilienfinanzierung.
Haus- und Wohnungspreise Q3/22 im Süden: Sinkende Preise und steigendes Angebot
München bleibt bei den Medianpreisen unangefochtener Spitzenreiter der drei süddeutschen Metropolregionen. Im Schnitt zahlen Münchner 6.944 €/qm für ein eigenes Haus und 8.843 €/qm für eine Wohnung. Die Euro-Beträge sind enorm, aber die anteilige Preissteigerung fällt mit +0,68 % bei Eigentumswohnungeni m Vergleich zum 2. Quartal relativ verhalten aus. Bei Häusern sank der Durschnittspreis sogar um 0,33 % gegenüber dem 2. Quartal.
Eine ähnliche Entwicklung ist in Frankfurt zu beobachten. Im Vergleich zum Vorquartal sanken die Preise für Eigentumswohnungen um 2,84 % und für Häuser um 0,16 %. Für Michaela Prehn, Spezialistin für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Frankfurt, ist klar: „Der Immobilienmarkt ist aktuell wie gelähmt. Käufer und Verkäufer warten ab und sind verunsichert.“ Sie empfiehlt Kaufinteressierten: „Es sind mehr Immobilienangebote auf dem Markt – auch solche, die bisher nur unter der Hand weggingen – und die Preise dafür lassen sich wieder verhandeln. Wer also jetzt ein passendes Objekt gefunden hat, sollte zuschlagen und die Schockstarre der anderen ausnutzen.“
Immobilienpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser (Süden)
Medianpreis
Steigerung zum Vorjahr
Frankfurt
3.878 €/qm
9,42 %
Stuttgart
4.588 €/qm
11,20 %
München
6.944 €/qm
7,79 %
Immobilienpreise für Eigentumswohnungen (Süden)
Medianpreis
Steigerung zum Vorjahr
Frankfurt
4.613 €/qm
2,63 %
Stuttgart
4.667 €/qm
7,03 %
München
8.843 €/qm
1,90 %
Quelle: Dr. Klein Trendindikator Immobilienpreise, Stand: Dezember 2022
Haus- und Wohnungspreise Q4/22 im Norden und Osten: Ende der Preissteigerungen
Im Norden und Osten Deutschlands zeigen sich die Immobilienmärkte und ihre Preisentwicklung im 4. Quartal mit einer klaren Tendenz: Die Preise steigen nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. In Hamburg sinken die Preise für Eigentumswohnungen sogar um 4,34 %. Eine ähnliche Lage wie in Hamburg zeichnet sich auch in Berlin, Hannover und Dresden ab: Es herrscht Stillstand am Immobilienmarkt mit leichten Preisrückgängen im Vergleich zum Vorquartal bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie bei Wohnungen.
Eine Erklärung dafür hat Ekkehard Enkelmann, Spezialist für Baufinanzierung von Dr. Klein in Berlin: „Viele Verkäufer sind momentan hektisch. Sie wollen schnell noch ihre Immobilie zu einem guten Preis verkaufen und machen große Zugeständnisse. Wir erleben hier Preisrückgänge im Bereich von 10–15 %, besonders bei Wohnungen.“
Immobilienpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser (Norden und Osten)
Medianpreis
Steigerung zum Vorjahr
Berlin
4.180 €/qm
5,37 %
Dresden
3.085 €/qm
1,60 %
Hannover
2.793 €/qm
3,89 %
Hamburg
3.929 €/qm
3,62 %
Immobilienpreise für Eigentumswohnungen (Norden und Osten)
Medianpreis
Steigerung zum Vorjahr
Berlin
5.615 €/qm
6,17 %
Dresden
3.333 €/qm
1,54 %
Hannover
3.334 €/qm
0,77 %
Hamburg
5.222 €/qm
-4,34 %
Quelle: Dr. Klein Trendindikator Immobilienpreise, Stand: Januar 2023
Haus- und Wohnungspreise Q3/22 im Westen: Preise stagnieren
In Nordrhein-Westfalen haben die Immobilienpreise im Vergleich zum Vorquartal eine Vollbremsung hingelegt. André Hasberg, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Köln, sieht die Tendenz folgendermaßen: „Der Markt ist aber nicht wie ein Auto, das sofort steht, sondern wie ein Öltanker, der noch weiterfährt. Es wird sicher noch mindestens ein halbes Jahr dauern, bis sich das Preisgefüge wieder zurechtgeruckelt hat.“
Die Preise befinden sich weiterhin auf hohem Niveau. Am teuersten sind Eigentumswohnungen in Köln mit einem Medianpreis von 4.198 €/qm bei einer Steigerung von 0,71 % zum Vorquartal und 10,59 % zum Vorjahr. Die Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung in ausgewählten Städten:
Immobilienpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser (Westen)
Medianpreis
Steigerung zum Vorjahr
Düsseldorf
3.537 €/qm
8,26 %
Köln
3.458 €/qm
13,01 %
Dortmund
3.045 €/qm
11,66 %
Immobilienpreise für Eigentumswohnungen (Westen)
Medianpreis
Steigerung zum Vorjahr
Düsseldorf
3.883 €/qm
6,96 %
Köln
4.198 €/qm
10,59 %
Dortmund
2.442 €/qm
11,51 %
Quelle: Dr. Klein Trendindikator Immobilienpreise, Stand: November 2022
Warum sind die Immobilienpreise in Deutschland so hoch?
Die Gründe für die hohen Preise beim Immobilienkauf liegen hauptsächlich bei der starken Nachfrage. Das gilt besonders für Ballungsräume wie die Metropolregion Stuttgart sowie große Städte wie München und Berlin. Dort wollen immer mehr Menschen leben, die für einen Arbeitsplatz oder zum Studieren umziehen müssen. Gleichzeitig gibt es einen Mangel an Wohnungen. Darum steigen die Wohnungspreise beim Kauf genauso wie die Mieten.
Außerdem ist der Wunsch nach den eigenen vier Wänden weit verbreitet. Nach einer Umfrage von LSB Research würden 52 % der Mieter in Deutschland lieber im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung leben als zur Miete wohnen. Hinzu kommt die jetzt schon seit einigen Jahren andauernde Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Durch diese Politik sind Kredite günstig zu bekommen. Billige Kredite sollen Investitionen erleichtern und die Wirtschaft in Europa ankurbeln. Darum ist auch eine Baufinanzierung oder eine Kreditaufnahme für den Hauskauf zu sehr niedrigen Zinsen möglich. Viele Menschen nutzen diese Phase der Niedrigzinspolitik, um sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.
Beim Immobilienkauf auf eine passende Baufinanzierung achten
Die hohen Immobilienpreise treiben auch die aufgenommenen Kredithöhen zur Baufinanzierung in die Höhe. Da das hohe Niveau der Preise für Immobilien voraussichtlich noch einige Zeit anhalten wird, ist eine angemessene Immobilienfinanzierung für Käufer und Bauherren besonders wichtig. Die Finanzierung muss zu den individuellen Voraussetzungen passen, da bei den aktuell hohen Preisen und dementsprechend hohen Krediten die Überschuldung droht.
Erstellen Sie unbedingt einen Finanzierungsplan für Ihren Immobilienkauf und nutzen Sie einen Baufinanzierung Vergleich, bevor Sie sich für einen Kredit entscheiden. Wir empfehlen für die monatliche Ratenzahlung maximal 35 % Ihres Haushaltsnettoeinkommens zur verwenden. Wie Sie am besten bei der Finanzierung Ihrer Traumimmobilie vorgehen, zeigen Ihnen unsere Baufinanzierung Tipps.
Achtung Nebenkosten
Bedenken Sie bei Ihrer Planung, dass zusätzlich zu den Immobilienpreisen noch weitere Kosten auf Sie zukommen. Es entstehen Nebenkosten beim Haus- und Wohnungskauf, die noch einmal rund 15 % der Gesamtsumme ausmachen können. Dazu gehören z. B. Maklergebühren und die Grunderwerbssteuer.
Wie setzen sich Immobilienpreise zusammen?
Die Lage einer Immobilie ist beim Kauf und bei der Preisfestlegung von großer Bedeutung. Es kommen aber noch weitere Merkmale hinzu, die den Wert einer Immobilie beeinflussen. Dabei kommt es beim Immobilienkauf sowohl auf die Qualität der Ausstattung (z. B. bei der Kücheneinrichtung) als auch auf den aktuellen Zustand (z. B. des Daches) an.
Lage des Grundstückes
Ballungsraum oder ländliche Region
Wohnumfeld
Ausblick
Ausstattungsmerkmale Grundstück
Größe
Nutzfläche
Gartenanlage
Garage oder Stellplätze
Ausstattungsmerkmale Gebäude/Eigentumswohnung
Baujahr
Haustyp
Dach
Fenster
Dämmung und Energiewerte
Bodenbelag
Heizung und Sanitäranlagen
Wohnfläche und Anzahl der Räume
Besondere Ausstattungsmerkmale wie Swimmingpool oder Kamin
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