Wie hoch sind ETF-Kosten?
Mit börsengehandelten Indexfonds können Sie günstig und breit gestreut in Aktien investieren. ETFs bilden einen Index nach, z. B. den MSCI World oder den DAX. Das spart Kosten, da kein teurer Fondsmanager bezahlt werden muss. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds fällt bei ETFs außerdem kein Ausgabeaufschlag an. Sowohl die einmaligen als auch die laufenden Kosten sind also niedrig. Haben Sie ein günstiges ETF-Depot eingerichtet, profitieren Sie die ganze Zeit über von geringen Kosten Ihrer ETFs und Sparpläne. So erzielen Sie insgesamt eine höhere Rendite.
Als Total Cost of Ownership (TCO) bezeichnet man alle Kosten, die für Investoren anfallen. Rechnen Sie bei Aktien-ETFs mit einer TCO von etwa 0,1–1 % vor Steuern.
Was ist die Total Cost of Ownership (TCO)?
Die Total Cost of Ownership (TCO) umfasst sowohl die internen als auch die externen Kosten für den Erwerb und den Besitz von ETF-Anteilen. Diese Kennzahl verkörpert also alle tatsächlichen Kosten, die für Sie als Privatanleger anfallen. Leider steht sie weder im Factsheet des ETF-Anbieters noch im Kleingedruckten Ihres Brokers. Sie müssen also die für Sie persönlich anfallenden ETF-Kosten selbst ermitteln. Wie zeigen Ihnen im Folgenden Schritt für Schritt, welche Posten Sie hierbei betrachten sollten, und erklären Ihnen die einzelnen Punkte.
Um einen Überblick über die TCO zu erhalten, schauen Sie auf die Gebühren für den ETF-Anbieter, Ihre Kosten für die Depotführung und Transaktionskosten sowie die eventuell anfallenden Steuern für den deutschen Fiskus. Haben Sie diese Kennzahlen parat, können Sie sie addieren und z. B. verschiedene ETFs effizient miteinander vergleichen und sich für das günstigste Produkt entscheiden. Folgende Tabelle bietet eine Übersicht über mögliche ETF-Kosten.
Kosten, die als Total Cost of Ownership (TCO) bei ETFs anfallen können
Kosten für ETFs | Details | Zahlbar an |
interne ETF-Kosten | Total Expense Ratio TER (Verwaltungs- und Lizenzgebühren), Transaktionskosten, Swap-Gebühren, Wertpapierleihe | ETF-Anbieter |
Depot- und Transaktionskosten | Depotführung, Ordergebühren Sparplangebühren | Broker/Bank |
Spread, Börsenplatzgebühren | Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs, Kosten für EDV | Börse |
Steuern | Abgeltungssteuer + Solidaritätszuschlag + Kirchensteuer Sparerfreibetrag 1.000 € (Einzelveranlagung) bzw. 2.000 € (Zusammenveranlagung)
| Finanzamt |
Welche unterschiedlichen ETF-Kosten fallen an?
Beim Investieren in ETFs fallen immer die folgenden Faktoren ins Gewicht:
- die Gesamtkostenquote (TER) des ETFs und die Tracking Difference (TD)
- die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs, die Spread oder Geld-Briefspanne genannt wird
Manchmal kommen für den Broker oder die Bank noch folgende Kosten dazu:
- Order- und Sparplangebühren
- Kosten für die Depotführung
Außerdem müssen Sie je nach Kursentwicklung Ihrer ETFs und abhängig von Ihrem Sparerfreibetrag möglicherweise Steuern auf Ihre Gewinne zahlen.
Was ist die Total Expense Ratio (TER)?
Trotz ihres Namens weist die Gesamtkostenquote, die Total Expense Ratio (TER), keinesfalls die vollumfänglichen Kosten eines ETFs aus. Die TER umfasst lediglich die laufenden Gebühren für:
- Verwaltung und Betrieb
- das Depot des ETF-Emittenten, auf dem dieser die Wertpapiere hält
- Vermarktung und Vertrieb
- Lizenzen, die der ETF-Anbieter an den Indexanbieter zahlen muss, damit er den Index nachbilden darf.
Der ETF-Anbieter zieht die TER täglich vom Fondsvolumen ab. Da alle ETF-Gesellschaften verpflichtet sind, die TER anzugeben, finden Sie diese leicht im Factsheet Ihres Depotanbieters oder auf der Website des ETF-Anbieters. Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds sind die laufenden Verwaltungskosten für ETFs sehr niedrig. In der Regel liegt die TER bei in Deutschland handelbaren ETFs zwischen 0,05 und 0,65 %. Je größer das Fondsvolumen eines ETFs und je einfacher der Index nachzubilden ist, desto günstiger kann die Fondsgesellschaft den ETF anbieten.
Beispielrechnung der TER Kosten
Investition in einen MSCI World ETF |
ausgewählter ETF | SPDR MSCI World UCITS ETF (thesaurierend) |
Anlagebetrag | 1.000 € |
TER | 0,12 % |
jährliche Kosten der Fondsverwaltung | 1,20 € |
Was ist die Tracking Difference?
Die Tracking Difference (TD) gibt viel besser als die TER die tatsächlichen Kosten für einen ETF an. Die TD berechnet sich als Differenz aus Indexrendite und ETF-Rendite. Sie bezeichnet, wie genau ein Fonds seinen Index nachgebildet hat. Die Tracking Difference lässt sich nur rückblickend erheben. Ist die TD negativ, hat der ETF seinen Index geschlagen und eine höhere Rendite erreicht. Doch wie kann das passieren?
Außer den in der TER enthaltenen Kostenpunkten fallen für einen ETF weitere an. Diese werden von den ETF-Anbietern leider nicht transparent im Einzelnen beziffert. Zu diesen weiteren internen Posten gehören Transaktionskosten im Rahmen der regelmäßigen Wiederanpassung an den Index, falls der ETF diesen physisch abbildet, die Aktien also tatsächlich erwirbt. Ein ETF kann durch Wertpapierleihe aber auch Einnahmen erhalten. Bei synthetisch replizierenden ETFs, die auf Tauschgeschäfte setzen, fallen Gebühren für den Swap (Tausch) an.
Aus diesen Feldern kann der Fondsbetreiber mit einem Plus herausgehen. Wenn dieses die Kosten für die TER übersteigt, ist das besonders gut für die Anleger. Der SPDR MSCI World ETF weist laut „trackingdifferences.com“ eine TD von -0,05 % auf.
Tracking Difference schlägt TER
Die TER macht nur einen geringen Teil der tatsächlichen internen ETF-Kosten aus. Ziehen Sie daher zusätzlich zur TER auch die Tracking Difference (TD) für Ihre Entscheidung zugunsten eines ETFs heran. In diese aussagefähigere Kennzahl fließen weitere wichtige Kosten und Erträge eines ETFs ein. Einige ETFs weisen sogar eine negative TD auf – positive Rendite für Sie.
Was ist der Tracking Error?
Nicht zu verwechseln mit der Tracking Difference ist der Tracking Error eines ETFs. Dieser Wert wird auch Abbildungsfehler genannt. Der Tracking Error ist die Standardabweichung der ETF-Rendite von der Indexrendite. Bei einem niedrigen Wert bildet der ETF seinen Index sehr genau ab. Ist der Wert hoch, gibt es starke Schwankungen.
Mit welchen externen ETF-Gebühren muss ich rechnen?
Zu den internen ETF-Kosten für die Fondsgesellschaft kommen Gebühren, die Sie an Ihre Bank, den Broker oder den Depotanbieter entrichten. Darunter können Depotführungsgebühren sowie Transaktionskosten wie Ordergebühren, der Spread und Sparplangebühren fallen.
Wie hoch sind Depotkosten?
Für die Abwicklung Ihrer Käufe und die Aufbewahrung Ihrer ETF-Anteile benötigen Sie ein Wertpapierdepot und ein Verrechnungskonto. Einige Banken erheben dafür grundlegende Kosten in Form von Depotführungsgebühren. Besonders hoch sind Depotkosten in der Regel bei Filialbanken. Die Depotgebühren betragen hier bis zu 50 € pro Jahr.
Bei Direktbanken fallen meist geringere Gebühren für das Depot an, bei Online-Brokern oft gar keine. Manchmal ist eine kostenlose Depotführung an bestimmte Voraussetzungen gebunden, etwa eine Mindestanzahl von Trades, ein Mindestordervolumen oder die Einrichtung eines Girokontos. Infomieren Sie sich genau über die Depotgebühren, da diese Ihre Rendite enorm schmälern können.
Vermeiden Sie versteckte Kosten
Achten Sie bei der Wahl eines Brokers darauf, ob neben Orderprovisionen und Depotkosten weitere Gebühren wie Handelsplatzpauschalen, Fremdspesen, Sondergebühren oder Negativzinsen fällig werden. Schauen Sie sich die Preis- und Konditionenliste des Anbieters an, um negative Überraschungen zu vermeiden. Die meisten Kosten lassen sich bei einem Vergleich sparen.
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Was sind Transaktionskosten?
Wenn Sie ETF-Anteile kaufen oder verkaufen, fallen in der Regel Ordergebühren an. Diese erheben Banken oder Broker dafür, dass sie die Transaktion für den Anleger durchführen. Einige Anbieter nehmen pro Order einen Festpreis, so werden beispielsweise 3,99 € beim S Broker fällig. Andere Anbieter berechnen prozentuale Gebühren, etwa 1,5 % des Ordervolumens. Im ersten Fall lohnt es sich für den Investor, seltener zuzuschlagen und dafür in höherem Umfang zu kaufen. Im zweiten Fall führen auch mehrmalige Transaktionen mit kleinen Anlagesummen nicht zu Mehrkosten.
Nicht überall müssen Sie Orderkosten bezahlen. Bei finanzen.net zero können Sie ETFs ab 500 € ohne Aufschlag kaufen. Auch bei Scalable Capital sind im Free Broker Einmalanlagen in ETFs bestimmter Anbieter wie iShares, Xtrackers und Invesco gratis, wenn Sie Anteile für mindestens 250 € kaufen. Alle anderen Transaktionen kosten hier höchstens 99 Cent. justTRADE wirbt ebenfalls mit Orderprovisionen von 0 €. Verlässlich günstig sind die Transaktionskosten mit 1 € auch bei Trade Republic.
Eine weitere Option ist eine Flatrate auf Ordergebühren, bei der Viel-Trader eine feste Gebühr zahlen und dann unbegrenzt handeln können. Für ETF-Anleger ist dies selten lohnend, da diese Investoren in der Regel kein Daytrading betreiben, sondern mit einem langen Anlagehorizont passiv in Indexfonds investieren wollen. Wer sich jedoch daneben auch für Aktien und Derivate interessiert und viel hin und her handeln will, sollte sich den Prime Broker von Scalable Capital genauer ansehen.
Lassen Sie sich die Kosten vor dem Kauf anzeigen
Wenn Sie bereits alle Details eines geplanten ETF-Kaufs in die Maske Ihres Brokers eingegeben haben, können Sie sich die spezifischen Kosten für diese Transaktion anzeigen lassen. Diese Information finden Sie, wenn Sie kurz vor der finalen Bestätigung auf „Kosteninformation“ klicken. Bei unliebsamen Überraschungen brechen Sie den Vorgang einfach ab.
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Unter der Geld-Brief-Spanne oder dem Spread versteht man die Differenz aus Kauf- und Verkaufspreis. Denn an der Börse gibt es zwischen den aufgerufenen Kursen für Käufer und Verkäufer immer eine Marge. Auch unabhängig von möglichen Transaktionskosten, die bspw. eine Bank erhebt, fallen bei einem Kauf und Verkauf am Aktienmarkt daher Kosten an.
Als ETF-Anleger sollte man den Spread stets im Blick behalten. Vermeiden Sie außerbörslichen Handel, denn hier fällt in der Regel eine um ein Vielfaches höhere Geld-Brief-Spanne an. Am niedrigsten ist der Spread während der Öffnungszeiten der wichtigsten Börsen. Handeln Sie deswegen in Deutschland von 9:00–17:30 Uhr. Dann herrscht ein hohes Handelsvolumen, weil die Xetra, der elektronische Handelsplatz der Frankfurter Wertpapierbörse, geöffnet ist. Über die Xetra findet ca. 90 % des Börsenhandels in Deutschland statt.
Idealerweise tätigen Sie eine Order auf den SPDR MSCI World ETF, der 69,1 % US-Aktien enthält, zwischen 15:30 und 17:30 Uhr. Dann hat zusätzlich die New York Stock Exchange geöffnet. Wollen Sie stattdessen Asien-ETFs erwerben, entscheiden Sie sich besser für den Vormittag zwischen 9 und 11 Uhr. Anders als beim Online-Shopping sollten Sie sich am Aktienmarkt Käufe nach Feierabend rigoros verkneifen.
Welche Sparplangebühren fallen an?
Viele Broker bieten inzwischen kostenlose Sparpläne auf ETFs an, darunter Scalable Capital, Flatex, Trade Republic, ING, finanzen.net zero und justTRADE. Bei weiteren Brokern und Direktbanken liegen für ETF-Sparpläne die Kosten ebenfalls bei null. Manchmal müssen Sie dafür Bedingungen erfüllen wie regelmäßig handeln oder ein Girokonto führen. Hausbanken erheben dagegen oft erhebliche Gebühren für einen ETF-Sparplan. Geben Sie sich einen Ruck und schauen Sie sich nach einem anderen Wertpapierdepot um. Solche Kosten sind unnötig.
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Viele Broker lassen es sich teuer bezahlen, wenn Sie Kauf- oder Verkaufsaufträge nicht online tätigen. So berechnet finanzen.net zero eine Gebühr von 25 € für die Ausführung schriftlicher Aufträge. Die Onvista Bank erhebt für telefonische Orderaufträge eine Gebühr von 20 €. Für eine Order über einen Kundenbetreuer fällt bei der ING eine Servicegebühr von 14,90 € an. Wenn Sie nicht über das Internet handeln wollen, erkundigen Sie sich vorher genau, ob der Broker Ihrer Wahl solche Aufschläge erhebt.
Muss ich bei ETF-Kosten Handelsplatzgebühren einkalkulieren?
Zusätzlich zu den üblichen Gebühren können Fremdkosten wie das Handelsplatzentgelt entstehen. Achten Sie auf solche Entgelte, die z. B. von der Xetra, Parkettbörsen und ausländischen Börsenplätzen erhoben werden. Ihr Broker kann diese Kosten als Fremdspesen an Sie weiterreichen. So verlangt ING für Wertpapier-Transaktionen an der Xetra 1,90 € und an ausländischen Handelsplätzen eine Provision von 14,90 €. Der Smartbroker berechnet für eine Order an ausländischen Handelsplätzen eine Provision je nach Land von 0,06–0,2 % des Ordervolumens, mindestens aber ca. 15–20 €.
Bei vielen günstigen Online-Brokern ist die Anzahl der Handelsplätze stark eingeschränkt, weil sie solche Sonderkosten vermeiden wollen. Es gibt außerdem elektronische Börsenplätze, die keine Gebühren für Orders erheben, sondern es im Gegenteil sogar vergüten, wenn über sie gehandelt wird. Oft besteht das Geschäftsmodell von kostenlosen Depotanbietern gerade darin, von den Rückvergütungen ihres Handelspartners zu profitieren und im Gegenzug die Transaktion für den Anleger gratis anzubieten. Bei Scalable Capital und finanzen.net zero handeln Sie in der Regel über die Börse gettex, das elektronische Handelssystem der Börse München. Trade Republic leitet die meisten Orders an die LS Exchange der Börse Hamburg weiter.
Für eine langfristige Investition in ETFs benötigen Sie keine zusätzlichen Handelsplätze, die Extra-Kosten verursachen. Falls es Ihnen jedoch wichtig ist, Zugang zu vielen Handelsplätzen zu haben, weil Sie beispielsweise auch seltene Aktien kaufen, sich für Wertpapiere an ausländischen Börsen oder den außerbörslichen Direkthandel interessieren, schauen Sie sich die Depots von justTRADE, Smartbroker und ING genauer an.
Welches Depot für ETF-Sparpläne ist das kostengünstigste?
Eine große Auswahl an kostenlosen Sparplänen gibt es bei den Online-Brokern Trade Republic und Scalable Capital (Free Broker). Hier können Sie 2400 bzw. über 2000 verschiedene ETFs kostenlos regelmäßig ab 1 € besparen. Auch die Depotführung ist gratis. Sie müssen bei Scalable auch kein Geld für Einmalanlagen in ETFs bestimmter Anbieter wie iShares, Xtrackers und Invesco bezahlen, wenn Sie Anteile für mindestens 250 € kaufen.
Die günstigsten Broker mit den meisten kostenlosen ETF-Sparplänen
Hinweis: Investitionen in Wertpapiere bergen Risiken.
Alle diese Broker verfügen sowohl über eine Desktop-Oberfläche als auch eine Smartphone-App, mit der Sie Ihre Investitionen tätigen und Ihr Depot jederzeit einsehen können.
Wenn Sie sich für ein Wertpapierdepot interessieren, das in weitere Leistungen wie ein Giro- oder Tagesgeldkonto und eine Debitkarte eingebettet ist, könnten neben ING auch die Anbieter DKB oder Comdirect für Sie interessant sein. Auch die Consorsbank bewirbt in diesem Bereich ein attraktives Angebot und einige kostenlose ETFs.
Lohnt sich ein Depotwechsel, um ETF-Kosten zu sparen?
Da in den letzten Jahren viele gute und günstige, sogar kostenlose Anbieter auf den Markt gekommen sind, lohnt es sich, über einen Depotwechsel nachzudenken. Gerade wenn Sie Ihre Wertpapiere und ETFs zurzeit bei Ihrer Hausbank halten, können Sie durch einen neuen Anbieter viel Geld sparen, manchmal Hunderte € pro Jahr. Oft erhalten Neukunden vom neuen Broker zudem einen Bonus, etwa ein Startguthaben oder eine Gratis-Aktie. Aktuelle Angebote finden Sie in unserem Depot Vergleich.
Ein Depotwechsel ist wahrscheinlich weniger aufwändig als Sie denken. Sie eröffnen einfach bei dem Anbieter Ihrer Wahl ein neues Depot. Dies geht heutzutage schnell und unkompliziert. Sie können in der Regel über das Video-Ident-Verfahren von zuhause Ihre Identität bestätigen. Beim neuen Anbieter beantragen Sie dann einen Depotübertrag. Dieser Prozess kann dann einige Wochen dauern, währenddessen Sie Ihre Wertpapiere nicht handeln können. Ihre ETFs und Aktien sind in dieser Zeit quasi eingefroren. Für einen Depotübertrag dürfen keine Gebühren erhoben werden.
Muss ich bei ETFs eine Steuererklärung abgeben?
Nein, wenn Sie vorher keine Einkommenssteuererklärung abgeben mussten, ändert sich das nicht dadurch, dass Sie nun Geld in ETFs investieren. Solange Sie bei einem deutschen Broker oder einer deutschen Bank anlegen, werden eventuell anfallende Steuern automatisch für Sie abgeführt. Trotzdem kann es unter bestimmten Umständen für Sie vorteilhaft sein, eine Steuererklärung abzugeben. Wir zeigen Ihnen im Folgenden auf, wann das der Fall ist.
Welche Steuern muss ich auf ETFs zahlen?
Die Kapitalertragssteuer oder Abgeltungssteuer fällt nur auf die Gewinne an, die Ihren Sparer-Pauschbetrag übersteigen. Auf Kursgewinne Ihrer ETFs, die Sie nicht durch einen Verkauf realisieren, die also reine Buch-Gewinne bleiben, müssen Sie zunächst keine Steuern zahlen. Haben Sie Verluste mit ETFs realisiert, werden diese außerdem mit Ihren Erträgen aus ETFs verrechnet. Verluste aus Aktiengeschäften können jedoch nicht gegen ETF-Gewinne gerechnet werden. Es handelt sich hier um zwei verschiedene Verlustverrechnungstöpfe.
Jedem Anleger steht pro Jahr ein Sparerfreibetrag von 1.000 € zu. Bei gemeinsam veranlagten Eheleuten beträgt der Freibetrag 2.000 €. Bis zu dieser Summe sind Einkünfte aus Vermögen wie Bankguthaben, Anleihen, Aktien und ETFs steuerfrei. Grundsätzlich fällt auf Kapitalerträge die Abgeltungssteuer an. Richten Sie unbedingt einen Freistellungsauftrag ein. Das geht im Online-Banking mit wenigen Klicks. Falls Sie mehrere Konten oder Depots besitzen, können Sie mehrere Freistellungsaufträge erteilen und Ihren Sparer-Pauschbetrag aufteilen.
Wie wird die Abgeltungssteuer bei ETFs berechnet?
Die Abgeltungssteuer beträgt pauschal 25 %. Dazu kommen 5,5 % Solidaritätszuschlag, was insgesamt zu einer Besteuerung von 26,375 % führt. Gegebenenfalls zahlen Sie auf die Kapitalertragssteuer zusätzlich Kirchensteuer von je nach Bundesland 8 oder 9 %. Dann wird mit 27,819 bzw. 27,995 % gerechnet. Für Aktien-ETFs, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind und den Zusatz UCITS tragen, gibt es außerdem eine so genannte Teilfreistellung von 30 %. Das bedeutet, dass Sie nur 70 % Ihrer Gewinne aus Aktien-ETFs, die über dem Sparerfreibetrag liegen, versteuern müssen. Für Anleihen- und Immobilien-ETFs gilt dies leider nicht. Mischfonds mit einem Aktienanteil von mindestens 25 % werden zu 15 % von der Abgeltungssteuer freigestellt. Wenn Ihr Broker in Deutschland ansässig ist, führt er die Steuer automatisch ans Finanzamt ab.
Beispielrechnung zur Versteuerung Ihrer Kapitalerträge
Rendite aus ETF 1 (UCITS Kennung) | 1.200 € |
Rendite aus ETF 2 | - 100 € |
Gesamtrendite | 1.100 € |
abzgl. Sparerfreibetrag (Einzelveranlagung) | - 1.000 € |
Zwischensumme | 100 € |
abzgl. 30 % bei Gewinnen aus Aktien-ETFs mit der Kennung UCITS | - 30 € |
zu versteuerende Rendite | 70 € |
Steuer insgesamt 25 % Kapitalerstagssteuer zzgl. 5,5 % Solidaritätszuschlag | 18,46 € |
Hier gehandelte ETFs tragen in der Regel die Abkürzung UCITS im Namen. So heißt eine europäische Vorschrift für Investmentfonds.
UCITS steht für Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities.
Im Deutschen wird sie oft als OGAW-Richtlinie bezeichnet, die Kurzform für Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere. ETFs mit dem Zusatz UCITS entsprechen den Regeln der EU.
Welchen steuerlichen Unterschied machen ausschüttende oder thesaurierende ETFs?
Steuerliche Erwägungen können auch bei Ihrer Entscheidung für einen ausschüttenden oder einen thesaurierenden ETF, der die Erträge automatisch wieder anlegt, den Ausschlag geben. Denn falls Sie Ihren Sparerfreibetrag bislang nicht voll ausnutzen, können Sie die Dividendenausschüttungen Ihres ausschüttenden ETFs in den Pauschbetrag einrechnen. Wenn Sie diese Beträge dann reinvestieren, fallen darauf später nicht noch einmal Steuern an.
Beachten Sie aber, dass bei diesem regelmäßigen Wiederanlegen auf der einen Seite Transaktionskosten zu Buche schlagen können. Falls Sie die Ausschüttungen nicht wieder in neue ETF-Anteile stecken, verzichten Sie auf der anderen Seite auf den Zinseszinseffekt und damit langfristig auf Rendite. Thesaurierende ETFs nehmen Ihnen die Arbeit ab, da hier automatisch alle Erträge reinvestiert werden. Sobald Sie mit den Ausschüttungen Ihrer ausschüttenden ETFs über Ihrem Sparerfreibetrag landen, sollten Sie aus steuerlicher Sicht zu einem thesaurierenden ETF wechseln.
Was ist die Vorabpauschale bei ETFs?
Der Steuerstundungseffekt von thesaurierenden ETFS kann seit 2019 durch die Vorabpauschale abgemildert werden. Diese basiert auf dem Basiszins, den das Bundesfinanzministerium jährlich neu festlegt, und dem konstanten Faktor 0,7. Auch die Vorabpauschale wird mit dem Sparerpauschbetrag verrechnet. Wenn der Basiszins negativ ist wie 2022, entfällt die Vorabpauschale. Als Anleger müssen Sie sich über diese Sätze sowieso nicht den Kopf zerbrechen: Broker mit Sitz in Deutschland berechnen diese Faktoren automatisch mit ein und verrechnen eventuell anfallende Steuern mit Ihrem Freibetrag.
Ist das Fondsdomizil bei ETFs steuerlich entscheidend?
Bei ETFs, die US-Aktien enthalten, macht es in der Tat einen steuerlichen Unterschied, wo der Fonds ansässig ist. Das günstigste Fondsdomizil ist Irland. Hintergrund ist die geringere Quellensteuer, die dort auf Aktien aus den USA anfällt. Diese geht auf ein altes Doppelbesteuerungsabkommen zurück. Anstelle von 30 % Quellensteuer müssen in Irland aufgelegte ETFs nur 15 % auf US-Dividenden zahlen. Diese Steuer führt der Fondsbetreiber ab. Den Anlegern kommt die Ersparnis in Form einer höheren Rendite zugute.
Wenn Sie also in ETFs auf amerikanische Indizes wie den Dow Jones, den S&P 500 oder den Nasdaq 100 investieren wollen, geben Sie Fonds aus Irland den Vorzug vor ETFs aus Luxemburg, Deutschland oder Frankreich. Gleiches gilt für ETFs auf den MSCI World, etwa den SPDR MSCI World ETF, da US-Aktien hier einen erheblichen Anteil von knapp 70 % ausmachen. Falls es sich bei Ihrem ETF jedoch um einen Fonds handelt, der seinen Index synthetisch nachbildet, also auf Tauschgeschäfte setzt und die im Index enthaltenen Aktien gar nicht physisch hält, macht das Fondsdomizil keinen Unterschied.