Wann Sie Ihr Girokonto wechseln sollten
Zuständige Redakteurin für die Bereiche Geldanlage und DSL & Handy
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa aus dem Jahr 2016 ergab, dass 43 % der Deutschen davor zurückschrecken ihr Girokonto zu wechseln, da sie befürchten, dass der Aufwand für einen Wechsel zu groß ist. Aus Angst vor endlosem Papierkrieg und Scherereien mit den Zahlungspartnern verzichten die Kunden auf einen Kontowechsel.
Eine teure Bequemlichkeit, wie Sie in unserem Girokonto Vergleich sehen können. Je nach Bank werden nämlich Kontoführungsgebühren zwischen 0 € und weit über 100 € erhoben, die Sie dann jährlich zahlen müssen. Wenn auch Sie zu viel zahlen, sollten Sie Ihr Girokonto wechseln. Durch das neue Zahlungskontengesetz ist der Aufwand beim Kontowechsel viel geringer, als viele befürchten, und das Ergebnis eines Kontowechsels zahlt sich in barer Münze aus.
Schon gewusst?! Kostet das Girokonto aufgrund von Buchungen oder Girocard mehr als 60 € im Monat, wird von der Stiftung Warentest (Ausgabe 09/2017) ein Girokontowechsel empfohlen. Dabei muss die Bank den Wechsel laut Gesetz unterstützen.
Gesetz zum Kontowechsel nimmt Banken in die Pflicht
Seit September 2016 verpflichtet das Zahlungskontengesetz die Banken dazu, Sie als Kunden zu unterstützen, wenn Sie Ihr Girokonto wechseln möchten. Sobald Sie bei einer neuen Bank den Kontowechsel beantragen, muss diese innerhalb von 2 Tagen Kontakt mit Ihrer alten Bank aufnehmen und eine Liste mit allen Transaktionsdaten und Zahlungspartnern Ihres alten Girokontos anfordern. Diese Liste muss nach maximal 5 Tagen bei der neuen Bank eingehen. Nach weiteren 5 Tagen sollen laut Gesetz alle Zahlungspartner über den Kontowechsel informiert sein und Abbuchungen sowie Überweisungen nur noch über das neue Girokonto laufen. Kommt es bei der Übertragung der Transaktionsdaten zu Fehlern oder verstößt die Bank während des Kontowechsels gegen Fristen, haftet das Finanzinstitut für mögliche Schäden. Das Gesetz gilt allerdings nur, wenn Sie innerhalb Deutschlands Ihr Girokonto wechseln.
In nur 7 Schritten das Girokonto wechseln
Die Banken wollen Ihren (Neu-)Kunden den Kontowechsel so einfach wie möglich machen. Viele Kreditinstitute bieten deshalb einen digitalen Kontowechselservice, mit dem der Umzug des Girokontos mit ein paar Klicks durchgeführt werden kann – soweit zumindest das Versprechen der Banken. Wir erklären Ihnen im Folgenden Schritt für Schritt, was auf Sie zukommt, wenn Sie sich entscheiden, Ihr Girokonto zu wechseln und zeigen, zu welchen Knackpunkten es trotz modernster Technologie noch kommen kann.
Schritt 1: Finden Sie das passende Girokonto
Auf der Suche nach einem passendem Girokonto können Sie entweder von Bank zu Bank gehen und sich die Informationen und Konditionen je Girokonto einholen oder Sie nutzen einen Girokonto Vergleich, beim dem Sie online die unterschiedlichen Banken miteinander vergleichen.
Der Blick in den Girokonto Vergleich zeigt, wie unterschiedlich bei den Anbieter die Kontoführungsgebühren sind. Der Grund für die Preisunterschiede liegt in der langanhaltenden Niedrigzinsphase. Den Banken brechen die Zinserträge aus den Kreditgeschäften weg. Viele Geldhäuser nutzen deshalb nun Kontoführungsgebühren als neue Einnahmequelle. In der Regel sind es nur noch die Direktbanken, die kostenfreie Girokonten anbieten können, wie Sie unserem Girokonto Vergleich entnehmen können. Da sie kein Filialnetz betreiben und Ausgaben für Personal, Miete und Instandhaltung gering halten, können sie Ihren Kunden weiterhin kostenlose Zahlungskonten mit Inklusivleistungen wie unbegrenzten Buchungen, einer Kreditkarte und Bargeldabhebungen anbieten. Neben niedrigen Kontoführungsgebühren variieren auch die Höhe der Dispozinsen, die Guthabenverzinsung sowie die Kreditkartenkosten.
Den Wechsel des Girokontos belohnen einige Banken zudem häufig mit einer Geldprämie. Die Höhe des Wechselbonus‘ sollte für den Kontowechsel aber nicht ausschlaggeben sein. Achten Sie bei der Wahl des Girokontos eher auf die langfristig anfallenden Gebühren, den Service der Bank und die Möglichkeit, kostenlos Bargeld abzuheben bzw. eine kostenlose Kreditkarte zu nutzen.
Kostenloses Girokonto finden
Zieht Ihnen Ihre Bank monatlich viel Geld für Kontoführung, Kreditkarte oder bei Kontoüberziehung ab? In unserem Girokonto Vergleich finden Sie kostenlose Girokonten mit den besten Dispozinsen und Konditionen.
Schritt 2: Eröffnen Sie das Girokonto online und per Postident
Haben Sie sich für ein Girokonto über einen Vergleich entschieden, folgt online die Kontoeröffnung. Die Bank sendet Ihnen alle Unterlagen auf dem Postweg zu und erst wenn Sie per Postident-Verfahren Ihre Identität bestätigt haben, erfolgt der Girokontowechsel.
Schritt 3: Starten Sie den Kontowechselservice
Einige Tage nach dem Postident-Verfahren erhalten Sie von der Bank per Post die Zugangsdaten für Ihr neues Girokonto. Mit diesen loggen Sie sich in den persönlichen Bereich Ihrer neuen Bank ein und können häufig unter dem Menüpunkt „Service“ den Kontowechselservice starten. Sobald Sie die Eingabemaske des Kontowechselservices geöffnet haben, werden Sie aufgefordert, die Zugangsdaten der alten Bank einzugeben und per Klick Ihre Zustimmung zur Datenschutzerklärung sowie zur Datenübermittlung zu erteilen.
Schritt 4: Wählen Sie wichtige Zahlungspartner aus
Nachdem der Kontowechselservices gestartet wurde, müssen Sie nun Ihre Adresse sowie Ihre neue Bankverbindung eingeben. Nach nur einem Klick übermittelt die alte Bank eine digitale Übersicht, über alle Lastschriften, Daueraufträge und Geldeingänge der vergangenen 13 Monate von Ihrem bisherigen Girokonto. In der Regel geschieht dies innerhalb weniger Sekunden. Ihre Aufgabe ist es nun, per Klick diejenigen Zahlungspartner auszuwählen, die von der neuen Bank über Ihre neue Bankverbindung informiert werden sollen.
Schritt 5: Überprüfen Sie die hinterlegten Daten
Überprüfen Sie die hinterlegten Daten jedes einzelnen Zahlungspartner: Name, Anschrift sowie Höhe und Datum der letzten Transaktion. Gegebenenfalls müssen Sie die Angaben an dieser Stelle ergänzen, da die Datenbank des Kontowechselservices nicht alle Anschriften Ihrer Zahlungspartner enthält.
Schritt 6: Leisten Sie Ihre Unterschrift
Nach der Überprüfung Ihrer Angaben, bestätigen Sie den Auftrag zur Kontowechsel-Benachrichtigung mit Ihrer digitalen Unterschrift. Je nach Endgerät, das Sie zum Kontowechsel nutzen, leisten Sie Ihre Unterschrift entweder per Maus auf den PC oder mit dem Finger auf den Display Ihres Smartphones oder Tablets. Die neue Bank benötigt Ihre Unterschrift, um in Ihrem Namen die ausgewählten Zahlungspartner anzuschreiben und den Kontowechsel bekanntzugeben. Die Umstellung kann mehrere Tage dauern, Sie müssen in der Zwischenzeit jedoch nichts tun.
Schritt 7: Kündigen Sie Ihr altes Girokonto
Sind alle Zahlungspartner über die neue Bankverbindung informiert, können Sie Ihr altes Konto kündigen. Einige Banken bieten einen Rund-um-Service und übernehmen auch die Kündigung Ihres alten Girokontos. Dazu erteilen Sie der neuen Bank mit Ihrer elektronischen Unterschrift den Auftrag, in Ihrem Namen das alte Girokonto zu kündigen. Die neue Bank versendet die Kündigung an Ihre alte Bank per Post, Sie können sich eine Kopie des Kündigungsschreibens per PDF herunterladen.
Wann sollte man das alte Konto kündigen?
Wir empfehlen Ihnen mit der Kündigung des alten Girokontos 6 bis 8 Wochen zu warten, mindestens aber so lange, bis alle Zahlungspartner die neue Bankverbindung bestätigt haben. Während dieses Zeitraums sollte das alte Konto über ein ausreichendes Restguthaben verfügen, damit eventuell verspätete Abbuchungen nicht platzen.
Außerdem empfehlen wir Ihnen, den Kontowechsel engmaschig zu überprüfen. Am besten drucken Sie dazu die von der neuen Bank verschickten Briefe an die Zahlungspartner aus – über den persönlichen Bereich Ihres Online-Bankings haben Sie Zugriff auf die Dokumente. Wenn die Abbuchung weiterhin vom alten Konto gemacht wird, ist es notwendig, dass Sie sich persönlich an den Zahlungspartner wenden.
Welche Probleme können beim Kontowechselservice auftreten?
Stiftung Warentest hat im Juni 2017 eine Testreihe veröffentlicht, in der die Erfahrungen dreier Probanden beschrieben wurden, die ihr Girokonto wechseln wollten. Im Großen und Ganzen lief der Kontowechsel reibungslos, bei folgenden Punkten gab es jedoch noch Schwierigkeiten:
- Kontowechsel dauert länger: Der Test hat gezeigt, dass keine der Banken den Kontowechsel in der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit von knapp 2 Wochen bewältigen konnte. Die Gründe waren vielfältig: technische Probleme, verzögerte Reaktion der Zahlungspartner oder Bedienungsfehler der Testpersonen.
- Fehlende Adressen: Nicht alle Zahlungspartner sind in der Buchungsliste mit Adressen versehen. Die fehlenden Adressen müssen dann händisch vom Kunden nachgetragen werden, damit die Bank die Briefe versenden kann. Ganz ohne Aufwand klappt das Girokonto wechseln also leider noch nicht.
- Daueraufträge: Daueraufträge lassen sich nicht einfach vom alten aufs neue Konto übertragen. Hier ist ebenfalls Handarbeit vom Kunden gefragt. In der Regel bietet die neue Bank beim Kontowechselservice jedoch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der das Löschen der alten und das Einrichten der neuen Daueraufträge leichter fällt.
- Online-Händler: Bei einigen Zahlungspartnern ist es notwendig, dass Sie Ihre Bankverbindung in Ihrem Kundenprofil eigenständig ändern. Das war in der Testreihe vor allem der Fall bei Online-Händlern und Services wie Paypal, Ebay, iTunes und Amazon. Innerhalb des Kontowechselservices werden Sie jedoch explizit von der Bank daran erinnert.
- Unterschrift wird nicht akzeptiert: Der Praxistest hat auch gezeigt, dass einige Zahlungspartner die elektronische Unterschrift des Kunden nicht akzeptieren. Die Betroffenen mussten die Kontoänderung dann noch einmal schriftlich bestätigen.
Was kostet der Kontowechselservice?
Das Girokonto zu wechseln ist bei fast allen Banken kostenlos. Stiftung Warentest hat 50 Banken analysiert und nur bei einer Bank (der Nürnberger Sparkasse) wurden Gebühren für den Kontowechsel erhoben.
Wie funktioniert der Kontowechsel ohne Online-Banking?
Kunden, die die Vorzüge des Online-Bankings nicht nutzen, können trotzdem Hilfe beim Kontowechsel durch die Banken erwarten. Der Kunde ermächtigt dazu die neue Bank schriftlich durch ein Formular, alle Daten bei der alten Bank einzuholen, die für den Kontowechsel notwendig sind. Manchmal sind die Mitarbeiter in der Filiale über diesen Service unzureichend informiert und behaupten, dass es diesen Service nicht gebe. Hier lohnt es sich, hartnäckig zu bleiben und gegebenenfalls nach einem Vorgesetzten zu fragen.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich Probleme mit dem Kontowechsel habe?
Zunächst einmal an Ihre neue Bank. Diese initiiert den Wechsel des Girokontos und sollte Ihnen zur Seite stehen. Häufig sind es kleinere technische Probleme, die den Kontowechselservice noch etwas holprig gestalten. Manchmal hilft es, den Kontowechsel abzubrechen und in Absprache mit der Bank neu zu starten.
Sollte es zu einem unlösbaren Konflikt mit der neuen oder alten Bank kommen, beispielsweise weil die Bank die Hilfe beim Kontowechsel versagt, können Sie eine Beschwerde bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht einreichen. Diese kann bei Pflichtverstoß ein Bußgeld gegen die Bank verhängen. Eine weitere Möglichkeit ist die Einschaltung eines sogenannten Ombudsmannes, einem Schlichter, der unparteiisch und außergerichtlich zwischen Bank und Kunde vermittelt. Welcher Ombudsmann für Ihre Bank zuständig ist, erfahren Sie aus den Vertragsunterlagen oder auf der Internetseite Ihrer Bank.
Fazit: Lohnt sich der Kontowechselservice?
Ja. Zwar funktioniert noch nicht alles reibungslos, aber im Großen und Ganzen stellt das neue Zahlungskontengesetz und die Nutzung von digitalen Kontowechselservices eine enorme Erleichterung für Sie als Kunden dar. Sie sparen viel Zeit, da das Durchsuchen Ihrer Unterlagen und Kontoauszüge wegfällt und die Benachrichtigung der Zahlungspartner von der Bank übernommen wird. Trotzdem ist es wichtig, dass Sie den Kontowechsel begleiten und ein wachsames Auge auf beide Konten behalten.
Checkliste für den Kontowechsel in Eigenregie
Wenn Sie dem Kontowechselservice nicht vertrauen, haben Sie natürlich immer die Möglichkeit den Kontowechsel in Eigenregie durchzuführen. Hierzu haben wir Ihren eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten erstellt, damit Sie nichts vergessen.
- Geldeingänge auf neues Girokonto umstellen
Benachrichtigen Sie alle Stellen, von denen Sie Geldeingänge erwarten, über Ihren Kontowechsel. Dazu gehört in erster Linie Ihr Arbeitgeber, aber auch andere zahlungspflichtige Stellen wie die Arbeitsagentur oder die Kindergeldstelle brauchen Ihre neue Bankverbindung. - Überprüfen Sie Daueraufträge und Lastschriftmandate
Bevor Sie Ihr Girokonto wechseln, sollten Sie überprüfen, welche Daueraufträge Sie eingerichtet und ob Sie Einzugsermächtigungen erteilt haben. Hier müssen zum Beispiel regelmäßige Zahlungen an Ihren Vermieter, Versicherungen, Telefongesellschaften oder der Rundfunkbeitrag berücksichtigt werden. So gewinnen Sie gleichzeitig einen aktuellen Überblick über Ihre Geldein- und -ausgänge. Daueraufträge können Sie selbst für das neue Konto einrichten. Zahlungspartner, die eine Einzugsermächtigung von Ihnen erhalten haben, müssen über Ihre neue Bankverbindung informiert werden. Das funktioniert meist auch über das Kontaktformular auf deren Internetseite. - Dispokredit beim Kontowechsel mitnehmen
Konnten Sie bei Ihrer bisherigen Bank einen Dispositionskredit – kurz Dispokredit – einrichten, dürfen Sie diesen bei einem Kontowechsel oft zur neuen Bank „mitnehmen“. In der Regel verlangt die neue Bank lediglich einen Gehaltsnachweis von Ihnen. Aber: Als Puffer zur Sicherheit ist der Dispo sinnvoll, jedoch für eine langfristige Kreditausnutzung viel zu teuer. Nutzen Sie den Dispokredit regelmäßig, ist gegebenenfalls ein Ratenkredit die günstigere Alternative. Denn der Dispokredit ist der teuerste Kredit den es gibt. - Änderung der Bankverbindung bei Onlinediensten
Falls Sie bei Onlinediensten wie Versandhäusern oder Auktionsplattformen Ihre Bankverbindung hinterlegt haben, müssen Sie diese vor Ihrem nächsten Einkauf im Netz ändern. - Bei Kontoeröffnung Freistellungsauftrag einrichten
Beachten Sie, dass Sie einen Freistellungsauftrag bei der neuen Bank einrichten, um so bei Ihren Kapitalerträgen die Abgeltungssteuer zu umgehen. Falls Sie bei Ihrer alten Bank auch einen Freistellungsauftrag geltend gemacht haben, müssen Sie diesen selbst kündigen, er läuft bei einem Kontowechsel nicht automatisch aus. Denken Sie daran, dass der Sparer-Pauschbetrag für alle Konten zusammen 1.000 € für Ledige und 2.000 € für Verheiratete beträgt.