Studie: Dispozinsen liegen im Schnitt bei 9,43 %
Zuständige Redakteurin für die Bereiche Geldanlage und DSL & Handy
Stiftung Warentest hat die Höhe der Dispozinsen von insgesamt 1.170 Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Neobanken im Mai 2022 untersucht. Das Ergebnis: Im Schnitt verlangen die Banken bei einer Kontoüberziehung einen Dispozins von 9,43 %. Aus den erhobenen Daten geht außerdem hervor, dass die Zinssätze der einzelnen Banken zum Teil weit auseinander liegen. An der Spitze steht die VR-Bank Osnabrücker Nordland, die bei einer Kontoüberziehung einen Dispozins von 14,75 % berechnet. Insgesamt setzen laut der Untersuchung 14 Banken bei der Überziehung des Kontos 12,5 % und mehr an. Zu den Spitzenreitern gehören fast ausschließlich Volks- und Raiffeisenbanken. Welche Banken die höchsten Dispozinsen verlangen, erfahren Sie in der folgenden Tabelle:
Die 10 Banken mit den aktuell höchsten Dispozinsen
Bank | Dispozins | Überziehungszins |
VR-Bank Osnabrücker Nordland | 14,75 % | 19,75 % |
Raiffeisenbank Anger | 13,25 % | 18,25 % |
Rosbacher Raiffeisenbank | 13,00 % | 18,00 % |
VR-Bank Landsberg-Ammersee | 12,83 % | 17,83 % |
Raiffeisenbank Pfaffenhofen a. de. Glonn | 12,75 % | 18,75 % |
Raiffeisenbank Moormerland | 12,75 % | 12,75 % |
Raiffeisenbank Gilching | 12,75 % | 12,75 % |
Volksbank Heimbach | 12,55 % | 17,55 % |
Raiffeisenbank Struvenhütten | 12,55 % | 15,05 % |
Scharnhauser Bank | 12,50 % | 16,50 % |
Quelle: Stiftung Warentest, Stand: Mai 2022
Direktbanken bieten die günstigsten Zinssätze
Nicht alle Banken setzen beim Dispo auf hohe Zinsen. Vor allem Direktbanken bieten Ihren Kunden verhältnismäßig günstige Dispozinsen. Bei einigen Banken beträgt der Dispo etwa 6 bis 7 %. Am günstigsten ist laut Stiftung Warentest die Deutsche Skatbank: Sie verlangt 0 % beim Kontomodell Flat und 4 % beim Modell Trumpf.
Wie berechnen Banken die Dispozinsen?
Weil sich der Kontostand durch Abhebungen und Überweisungen häufig mehrmals am Tag ändern kann, werden die Zinsen für Dispokredite von Banken täglich neu berechnet. Dabei wenden Banken zur Berechnung des Dispozines die Formel Saldo x Zinssatz x Tage / (Tage im Jahr x 100) an. Unser Rechenbeispiel zeigt, wie viel Sie bei einer Bank mit einem Dispozins von 11 % zahlen, wenn Sie für 15 Tage mit 600 € im Dispo sind.
Dispozins | Dispohöhe | Anzahl überzogene Tage | Berechnung des Dispozinses | Gebühren |
11 % | 600 € | 15 | 600 x 11 x 15 / 36.500 = 2,71 | 2,71 € |
Die Berechnung zeigt: Der Kunde muss für die 15 Tage im Dispo insgesamt 2,71 € Gebühren bezahlen. Das entspricht 18 Cent pro Tag. Hinweis: In der Regel bucht die Bank die angefallenen Dispozinsen zum Ende eines Monats oder Quartals von Ihrem Konto ab.
Große Unterschiede bei der Höhe der Dispokosten
Um zu verdeutlichen, wie sich die Höhe der Dispozinsen tatsächlich auf die Dispokreditkosten auswirken, haben wir für Sie einen Dispo von 1.000 € mit drei unterschiedlich hohen Zinssätzen berechnet. Gehen wir also davon aus, Sie waren mit 1.000 € über einen Zeitraum von 4 Monaten im Dispo. Je nachdem, wo Sie ein Girokonto haben, müssen Sie mit den folgenden Kosten rechnen:
Beispielrechnung mit unterschiedlichen Dispozinsen
Bank | Bank A | Bank B | Bank C |
Dispozins | 4,18 % | 6,5 % | 13,75 % |
Dispo | 1.000 € | 1.000 € | 1.000 € |
Anzahl überzogene Monate | 4 | 4 | 4 |
Berechnung Dispozins | 1.000 € x 4,18 x 120 / 36500 = 13,71 € | 1000 € x 6,5 x 120 / 36500 = 21,37 € | 1000 € x 13,75 x 120 / 36500 = 45,20 € |
Gebühren | 13,71 € | 21,37 € | 45,20 € |
Fazit: Bei Bank A zahlen Sie für einen Dispo von 1.000 €, den Sie für insgesamt 4 Monate in Anspruch nehmen, durch den niedrigen Dispozins (4,18 %) nur 13,71 €. Würden Sie sich die 1.000 € für den selben Zeitraum bei Bank C leihen, würde diese Ihnen für den Kredit durch die hohen Dispozinsen von 13,75 % ganze 45,20 € berechnen. Ein Preisunterschied von 31,49 €.
Hohe Dispo- und Überziehungszinsen: ein Vergleich lohnt sich!
Die Beispielrechnungen zeigen: Ein Vergleich der Dispozinsen kann sich bei häufiger Inanspruchnahme des Dispos durchaus lohnen. Natürlich sollte die Höhe der Dispozinsen kein alleiniges Kriterium bei der Wahl eines geeigneten Girokontos sein. Wenn Sie aber immer wieder ins Minus rutschen, können Sie bei der richtigen Bank mit einem günstigen Zins durchaus Geld sparen. Beachten Sie dabei auch die Höhe der Kontoführungsgebühren. Bei einigen Banken sind diese so hoch angesetzt, dass Sie schon sehr häufig Ihren Dispo in Anspruch nehmen müssten, um die hohen Kontoführungsgebühren durch den günstigen Dispozins auszugleichen.
Warum sind die Dispozinsen eigentlich so hoch?
Selbst bei niedrigem Leitzins der EZB verlangten manche Banken zweistellige Dispozinsen. Dabei bedeutete der niedrige Leitzins, dass sich die Banken untereinander zu sehr günstigen Konditionen Geld leihen konnten. Diese Ersparnis gaben die Banken aber meist nicht an den Kunden weiter. Inzwischen sind die Leitzinsen wieder gestiegen.
Die Preisgestaltung der Banken führt immer wieder zu Diskussionen mit Kunden und Verbraucherschützern. Ihr Vorwurf: Banken nutzen die Notsituation ihrer Kunden aus, um sich mit unverhältnismäßigen Konditionen zu bereichern. Auch der Bundestag und der Bundesgerichtshof haben sich schon mit diesem Thema beschäftigt.
Banken müssen Referenzwert für Dispozins nennen
Seit 2010 müssen Verbraucher nun klar nachvollziehen können, wie ihre Bank die Dispozinsen berechnet. Seitdem legen Banken in einer Zinsanpassungsklausel fest, an welchem Leitwert sie sich bei der Festlegung des Dispozinses orientieren. Manche beziehen sich auf den Leitzins der Europäischen Zentralbank, andere auf den EURIBOR-Referenzzinssatz, also dem Wert, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen. Hinzu kommt, dass viele Banken satte Aufschläge berechnen, die den Dispozins noch weiter in die Höhe treiben. Die hohen Dispozinsen begründen die Banken unter anderem so:
- Die hohe Flexibilität für den Verbraucher führt zu höheren Kosten bei einem ohnehin hohen Verwaltungsaufwand.
- Die vereinbarte mögliche Kreditsumme muss von der Bank vorgehalten werden, daher kann sie nicht mit diesem Geld arbeiten.
- Dispokredite müssen heute seitens der Bank mit Eigenkapital unterlegt werden.
- Die Ausfallwahrscheinlichkeit berechnet sich nicht individuell, sondern anhand der Werte aller Kunden der Bank.
Einige Banken tricksen bei den Angaben zur Zinsanpassung. Zum Beispiel nennen sie im Preisverzeichnis nur den Referenzwert, geben aber die Höhe des Aufschlags nicht an. Andere haben eine sogenannte „Nullzinsbremse“ eingeführt. Das heißt: Sie senken den Dispozins auch dann nicht, wenn der Referenzzins (Leitzins) ins Minus geht. Oder sie ändern einfach ihre Zinsanpassungsklauseln, indem sie zum Beispiel den Aufschlag ohne Angabe von Gründen erhöhen.
Hohe Überziehungszinsen bei Überschreiten des Disporahmens
Auch wenn der Dispokredit beim Girokonto im Grunde nur für finanzielle Notfälle gedacht ist, kann es passieren, dass auch der mit der Bank vereinbarte Disporahmen mal überschritten wird. Ist Ihr Dispo beispielsweise bereits ausgeschöpft, es gehen jedoch weitere Abbuchungen von Ihrem Konto ab, hat die Bank verschiedene Möglichkeiten zu reagieren:
- Sie kann die entsprechende Lastschrift zurückbuchen.
- Sie kann Ihr Konto sperren.
- Sie kann das Dispolimit erhöhen.
- Sie duldet die Überziehung, berechnet aber zusätzlich, zu den allgemeinen Dispozinsen, noch Überziehungszinsen.
Überziehungszinsen nochmal deutlich teurer als der Dispozins
Die Überziehungszinsen sind oft noch einmal deutlich teurer als Dispozinsen. Sie können bei 15 bis 20 % liegen. Banken argumentieren auch hier wieder mit einem höheren Verwaltungsaufwand sowie einem höheren Ausfallrisiko und sehen in Überziehungszinsen einen „erzieherischen Wert“ für den Kunden, damit er die Differenz möglichst schnell ausgleicht.
Auch wir empfehlen, bei der Überziehung des Disporahmens nicht zu lange mit der Rückzahlung zu warten. Es gibt zwar keine festgeschriebene Laufzeitobergrenze bei einer geduldeten Überziehung, die Bank kann das Geld jedoch jederzeit einfordern. Können Sie den Dispo dann nicht ausgleichen, kann es auch zu einer Kündigung des Kontos und einem negativen Eintrag bei der Schufa kommen.
Schutz vor der Schuldenspirale: Banken müssen Kunden über Alternativen aufklären
Wegen der hohen Zinsen sind Dispokredite nicht dafür geeignet, sie für die Überbrückung von langfristigen finanziellen Engpässen zu nutzen. Um Verbraucher vor einer Überschuldung zu schützen, sind Banken sogar gesetzlich dazu verpflichtet, Kunden über deutlich günstigere Alternativen wie zum Beispiel einen Ratenkredit aufzuklären. Banken müssen immer dann ein Beratungsgespräch anbieten, wenn der Kunde über 6 Monate hinweg 75 % oder mehr seines Disporahmens ausschöpft beziehungsweise seit 3 Monaten im Bereich der geduldeten Überziehung ist.
Aktuelle Konditionen Ratenkredit
Repr. Bsp.: 2/3 aller Kunden erhalten: Netto-Darlehensbetrag 10.000,00 €, 84 Monate Laufzeit, effektiver Jahreszins 5,99 % p. a., gebundener Sollzins 5,83 % p. a., 84 monatliche Raten zu 145,28 €, Bearbeitungsgebühr keine, Gesamtbetrag 12.203,48 €, Solaris SE, Stand: heute | Beispielrechnung
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Konditionen vergleichen Kundenfreundlicher Trend: Immer mehr Banken schaffen die Überziehungszinsen ab
Nachdem Banken wegen der hohen Dispo- und Überziehungszinsen immer wieder in der Kritik standen, haben zuletzt viele Direktbanken entschieden, zumindest auf die teuren Überziehungszinsen zu verzichten. Vorreiter unter den überregionalen Geldhäusern war 2014 die ING. Sie begründete die Entscheidung damals damit, ihren Kunden in Sachen „Einfachheit und Fairness“ entgegen kommen zu wollen.
Auch die Sparkassen und Volksbanken ziehen nach. Inzwischen berechnen circa zwei Drittel der Sparkassen und Sparda-Banken bei Überziehung des vereinbarten Disporahmens den gleichen Zinssatz wie für die Nutzung des Dispos. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken sind es etwa die Hälfte aller Geldinstitute. Günstige Angebote machen zum Beispiel die Hypovereinsbank mit einem einheitlichen Zinssatz von 2,59 %, die Volksbank Thüringen-Mitte mit 3,99 % und die Deutsche Skatbank mit 4 % (Stand: Mai 2022). Ein einheitlicher Zinssatz muss für Sie als Kunde jedoch nicht unbedingt von Vorteil sein. So berechnet etwa die Raiffeisenbank Waldaschaff-Heigenbrücken sowohl für Dispo als auch Überziehung 12,50 % Zinsen.
Wenn Sie wissen, dass Sie sehr wahrscheinlich innerhalb des vereinbarten Disporahmens bleiben, achten Sie bei der Suche nach einem geeigneten Konto eher auf einen niedrigen Dispozins als auf einen einheitlichen Dispo- und Überziehungszins. Überlegen Sie also im Vorfeld genau, wie weit Sie Ihr Konto überziehen wollen.
Wo finde ich Informationen zur Höhe der Dispozinsen?
Seit März 2016 sind Banken nach dem Zahlungskontengesetz dazu verpflichtet, die Höhe der Dispozinsen transparent für jeden Kunden auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen. Die Transparenzregelungen sollen dem Kunden dabei helfen, die unterschiedlichen Angebote der Banken besser und einfacher miteinander vergleichen zu können. In der Zinsanpassungsklausel müssen sie für den Kunden zudem nachvollziehbar darstellen, wie sie dem jeweiligen Zinssatz für den Dispo ermitteln.
Fazit: So schützen Sie sich vor überteuerten Dispozinsen
- Vergleichen Sie die Konditionen der Banken und denken Sie bei zu hohen Dispo- oder Überziehungszinsen über einen Wechsel zu einem günstigeren Girokonto nach.
- Wenn Sie schon über längere Zeit im Dispo oder sogar in der geduldeten Überziehung sind, warten Sie nicht darauf, dass die Bank auf Sie zukommt. Fragen Sie Ihren Berater nach einer günstigeren Kreditalternative wie beispielsweise einem Ratenkredit.