Was sind Anleihen-ETFs bzw. Bond-ETF?
Bei Anleihen-ETFs – auch Bond-ETFs genannt – investieren Sie in einen Indexfonds, der sich aus Anleihen zusammensetzt. Anleihen sind Wertpapiere mit einem festen Zins, mit denen Sie das Recht auf Rückzahlung erwerben. Meist sind die gehandelten Anleihen klassische Staatsanleihen. Anleihen-ETFs sind also im Prinzip oft Staatsanleihen-ETFs. Bei Bundesanleihen ist es schon länger so, dass die Anleihen zinslos oder mit geringen Zinsen angeboten werden – dennoch gibt es viele Käufer, da eine Anleihe am deutschen Staat höchste Sicherheit verspricht. Aktuell sind etwa 1,2 Billionen Euro in deutsche Staatsanleihen investiert.
Auch Banken und Unternehmen geben Anleihen aus, womit Sie also auch Unternehmensanleihen-ETFs kaufen können. In jedem dieser ETFs werden unterschiedliche Anleihen gebündelt.
Wie funktionieren Anleihen-ETFs?
Ein Anleihen-ETF ist ein sogenannter passiver Indexfonds, der einen bestimmten Index möglichst exakt nachzubilden versucht. Bei ETFs wird im selben Verhältnis in Anleihen investiert wie im Index selbst. Für den Anleger funktionieren Bond-ETFs nach demselben Prinzip wie Aktien-ETFs. Sie investieren entweder mit einer einmaligen oder mit einer regelmäßigen Summe in das Produkt, das einen Mix aus verschiedenen Anleihen darstellt. Darunter sind Staatsanleihen und Unternehmensanleihen oder Rentenpapiere.
Welche Unterschiede gibt es bei Anleihen-ETFs?
Mit Anleihen-ETFs und ihrer hohen Sicherheit können Sie keine hohe Rendite erwarten. Versuchen Sie trotzdem, das Optimum herauszuholen. Den höchsten Ertrag bekommen Sie, wenn Sie die Unterschiede der Produkte kennen. Denn dies entscheidet am Ende über die Rendite Ihrer Anlage. Folgende Unterschiede gibt es:
Replikation
So wird das Verfahren bezeichnet, mit dem für ETFs ein Index kopiert wird. Es gibt dabei zwei Grundformen. Die physische Replikation, bei der Anleihen genau in der Zusammensetzung gekauft werden, wie sie in einem Index vorhanden sind. Dies ist eine passive Anlageform. Und es gibt die synthetische Replikation, die nur ein repräsentatives Abbild einer Anleihe geben will. Dies wird häufig bei Indizes mit vielen verschiedenen Anteilen angewandt, deren Management aufwändiger und damit teurer wäre.
Ausschüttung
Auch hier gibt es im Wesentlichen zwei Unterschiede. Bei der thesaurierenden Methode werden etwaige Gewinne der Anleihen und Dividenden wieder angelegt. Das heißt, Sie bekommen darauf später auch wieder Gewinne und Dividenden – es tritt ein gewisser Zinseszinseffekt ein. Die Alternative sind ausschüttende ETFs. Hier fließen Ihnen die Erträge direkt nach der Auszahlung zu – Sie können sie eigenständig neu anlegen oder verkonsumieren.
Tracking Error
Der Tracking Error ist ein entscheidender Faktor für die Qualität des gewählten Anleihen-ETFs. Er beschreibt den Unterschied zwischen der Performance des ETFs und der tatsächlichen Entwicklung des Kurses, den der vom ETF abgebildete Index macht. Je geringer der Nachbildungsfehler – so der deutsche Begriff – desto besser ist also die Zusammensetzung ihres Anleihe-ETFs gelungen. Das heißt, mit einem möglichst geringen Tracking Error bildet ihre Anlage am besten die Rendite des gewählten Index nach. Ein großer Tracking Error spricht hingegen gegen die Qualität des ETFs, der ja eigentlich möglichst exakt nachbilden soll.
Anlagekosten
Die Anlagekosten sind der entscheidende Maßstab für ihren Gewinn. Sie sollten sich an der mit TER bezeichneten Total Expense Ratio, auf Deutsch Gesamtkostenquote orientieren. Wie Aktien-ETFs sind auch Anleihen-ETFs günstig, weil kein aktives Fondsmanagement bezahlt werden muss. Dennoch kann die TER zwischen 0,1 und 0,5 % liegen. Dies müssen Sie vom in Aussicht gestellten Ertrag abziehen.
Gesamtkosten
Unter der Bezeichnung Total Cost of Ownership (TCO) werden die tatsächlichen Gesamtkosten eines Fonds ermittelt. Darin sind auch Handelskosten sowie Steuern und weitere mögliche Gebühren erfasst.
Wie sinnvoll sind Bond-ETFs im Portfolio?
Der klare Vorteil der Bond-ETFs ist das überschaubare Risiko. Die Kurse unterliegen nur geringen Schwankungen. Erfolgreiche Anleihen-ETFs erwirtschaften zudem Renditen, die spürbar über dem aktuell niedrigen Zinsniveau etwa von Tagesgeld liegen. Bei Weitem nicht mithalten können die Anleihen-ETFs aber mit den Renditen, die mit Aktien zu erzielen ist. Sich ausschließlich auf Anleihen-ETFs festzulegen, ist damit nicht sinnvoll. Sinnvoll ist aber, sie als eine Säule im Portfolio zu haben. Dies kann gerade bei einer starken Kursschwankung am Aktienmarkt helfen, ohne Risiko eigene Mittel bereit zu halten.
Eine Beispielrechnung: Sie haben Anfang 2020 ein Portfolio von 100.000 € angelegt. 80.000 € steckten Sie in Aktien-ETFs, 20.000 € in Anleihen-ETFs. Mit dem Börsen-Absturz wegen der Corona-Pandemie rutschte der Wert ihrer Aktienanlagen schon im März 2020 auf 50.000 €. Die Anleihen-ETFs blieben hingegen stabil bei 20.000 €. Wenn Sie Ihre Aktien in dieser Phase behalten und gleichzeitig das sichere Geld aus den Anleihen-ETFs mit Beginn der Erholung in Aktien umgeschichtet haben, hat sich der Gesamtwert ihres Portfolios bis heute deutlich erhöht. Hätten sich die Aktien aber bis heute nicht erholt, hätten Sie zumindest einen Teil ihres Portfolios stabil durch die Anleihen-ETFs abgesichert – die Mischung macht es.
Wie kann ich Anleihen-ETFs kaufen?
Der Kauf von Anleihen-ETFs ist genauso simpel wie andere ETFs zu kaufen. Sie kaufen diese Anleihen über ein Wertpapierdepot, in dem sie dann auch verwahrt werden. Sollten Sie bereits ein Wertpapierdepot haben, können Sie schon starten. In unserem Schritt-für-Schritt-Ablauf können Sie bei Punkt 2 einsteigen. Wenn Sie noch kein Wertpapierdepot haben, beginnen Sie bitte mit Schritt 1.
- Sie eröffnen ein Wertpapierdepot. Dies sollte möglichst kostenlos sein. Bei einer Grundgebühr sollten zumindest die einzelnen Käufe günstig sein. Starten Sie am besten direkt unseren Depot Vergleich. Sobald Sie sich für ein Depot entschieden haben, können Sie es online einrichten. Dabei werden auch maßgebliche Fragen wie Ihre Börsenerfahrungen und Ihre Einkommenssituation geklärt.
- Sie entscheiden sich für Ihren Anlageplan. Entweder Sie wollen einmalig einen größeren Betrag anlegen. Oder aber Sie wollen monatlich Geld sparen mit einem ETF Sparplan.
- Sie entscheiden sich für die Art der Ausschüttung. Ist ihr Ziel eine Art Zinseszinseffekt, suchen Sie ausschließlich nach thesaurierenden ETF. Wollen Sie von Erträgen direkt profitieren, suchen Sie nach ausschüttenden ETF.
- Schließlich schauen Sie sich bei konkreten Produkten die mit TER bezeichnete Gesamtkostenquote an. Außerdem den Tracking Error und die Gesamtkosten.
- Sie kaufen den nach Abwägung der vorherigen Punkte für Sie am passendsten erscheinenden Anleihen-ETF.
zum Depot Vergleich
Finden Sie ihr passendes Depot
Wie hoch ist die Rendite bei Anleihen-ETFs?
Die Rendite bei Anleihen-ETFs fällt eher schmal aus. Ein Vergleich der Stiftung Warentest von ETFs zeigte für die dort verglichenen ETF mit Staats- und Unternehmensanleihen Renditen zwischen 1,0 und 1,5 % auf 5 Jahre betrachtet und bis zu 3,8 % auf 10 Jahre betrachtet. Bei einer Betrachtung bis zu 1 Jahr lag die Rendite bei 1,0 % und niedriger. Das stärkt die Einschätzung, dass Anleihen-ETFs ein vergleichsweise sicherer Hafen für Ihr Geld sind – eine hohe Rendite werden Sie aber nicht erzielen.
Welcher Anleihen-ETF lohnt sich?
Bei der Frage, welche Anleihen-ETF Sie ins Portolio nehmen sollten, empfehlen wir drei von der Stiftung Warentest geprüfte Anleihen-ETFs wegen ihrer stabilen Rendite bei einem begrenzten Risiko.
Unsere Anleihen-ETF Empfehlungen mit der zuletzt erreichten Rendite
Anleihe-ETF | 1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre |
BB Barclays Euro Aggregate | 1,0 % | 3,1 % | 1,5 % | 3,8 % |
iShares Euro Aggregate Bond Ucits ETF | 0,8 % | 2,9 % | 1,3 % | 3,6 % |
iShares Global Corps Bond | 1,7 % | 4,4 % | 2,1 % | k.a. |
Wie hoch ist das Risiko beim Investieren in Bond-ETFs?
Das Risiko einer Investition in Bond-ETFs ist deutlich geringer als das Risiko einer Investition in Aktien-ETFs. Das allgemein als gering eingeschätzte Risiko liegt daran, dass Anleihen-ETFs am ehesten mit einer Festgeldanlage zu vergleichen sind. Würden Sie nur eine deutsche Bundesanleihe zeichnen, hätten Sie eine nach der Einschätzung der Rating-Agenturen sehr sichere Anlage. Da diese aber aktuell kaum Zinsen abwirft, wird der Anleihe-ETF breiter streuen, um eine Rendite zu bringen. Das heißt, es wird zumindest ein Teil in Anleihen weniger finanzstarker Länder investiert. Das erhöht die Rendite, aber parallel dazu das Risiko. Sollte Ihnen ein Anleihen-ETF mit einem hohen Renditeversprechen von 4 %, 5 % oder gar mehr angeboten werden, sollten Sie sehr genau prüfen. Höchstwahrscheinlich sind dies Anleihen mit hohem Risiko.
Ein anderes Risiko ist ein gewisses Paradox der Anleihen-ETFs. Sinken die Zinsen, steigt nämlich ihr Wert. Denn in diesen Situationen retten sich viele Anleger in Anleihen. Steigen aber die Zinsen, sinkt der Wert der Bond-ETFs – dies sollten Sie gerade bei den aktuellen Niedrigzinsen im Hinterkopf haben. Ein massiver Crash wie es ihn an Aktienmärkten geben kann, ist aber dennoch unwahrscheinlich.
Beispiele für sichere und riskante Anleihen
Je nach der Finanzlage der jeweiligen Länder sind die Renditen der Staatsanleihen hoch oder niedrig. Hier einige Beispiele für hohe Renditen in Ländern, die aber als wirtschaftlich instabil gelten (Stand: November 2021)
- Argentinien: Hier gibt es Staatsanleihen mit einem Renditeversprechen von gut 29 %, Mindestanlage 5.000 €
- Tunesien: Eine Staatsanleihe wird mit einer Rendite über 17 % angeboten, Mindestanlage 100.000 €
Hier einige Beispiele für niedrigere Renditen in Ländern, die als wirtschaftlich stabil gelten (Stand: November 2021)
- USA: Ein US-Staatsanleihen-ETF bietet etwa 1,8 % Rendite
- Schweiz: Es gibt einen Schweizer Staatsanleihen-ETF mit 0,46 % Rendite. Aber die Schweiz-Anleihen haben aktuell mehr Angebote mit negativer als positiver Rendite.
Gibt es inflationsgeschützte Anleihen-ETF?
Die zuletzt gestiegene Inflationsrate verunsichert viele Verbraucher. Eine mögliche Absicherung sind inflationsgeschützte Anleihen. Die Zinszahlungen und der Rückzahlungswert dieser Bonds sind an die Inflationsrate gekoppelt. Wenn sich diese erhöht, steigen auch die Erträge. Diese sogenannten Linker werden auch als Anleihen-ETFs angeboten. Was allerdings wie ein attraktives Angebot in Zeiten steigender Inflationsraten klingt, ist ein kompliziertes Finanzprodukt mit einem komplexen Berechnungsverfahren. Anleger gehen mit den inflationsgeschützten Anleihen-ETF eine Inflationswette ein. Wenn die Inflation steigt, schneiden sie besser ab. Liegt die Inflation aber unter den Erwartungen, schneiden sie schlechter ab – damit werden die an sich risikoarmen Anleihen-ETF doch zu einem spekulativen Produkt.
Anleihen-ETFs: Vorteile und Nachteile
Zusammengefasst sollten Sie vor dem Kauf von Bond-ETFs Folgendes bedenken:
Vorteile sind:
- vergleichsweise risikoarme Anlage
- unkomplizierter Kauf übers Wertpapierdepot
- gutes Sicherungsinstrument für ein aktiendominiertes Portfolio
Nachteile sind:
- niedrige Rendite
- steigende Zinsen senken Wert