Immobilienfinanzierung

Zinsprognose 2023: Wie entwickeln sich die Bauzinsen?

Seit der Zinswende lassen sich bei den Bauzinsen abwechselnd Phasen der Erholung mit rasanten Anstiegen beobachten. Mittelfristig könnte das Zinsniveau auch 2023 weiter ansteigen. Als Bauherr oder Immobilienkäufer sollten Sie die Zinsprognose 2023 im Blick behalten.

Katharina Fuhrin
Zuständige Redakteurin für die Bereiche Immobilien und Versicherung
Stand: 25.10.2023

Wie lautet die aktuelle Zinsprognose für 2023?

Seit mehreren Monaten schwanken die Bauzinsen zwischen 3,5 und 4,0 %. Die meisten Experten gehen auch weiterhin von einer volatilen Seitwärtsbewegung aus.

Generell bewegen sich die Zinsen in einem spannungsgeladenen Umfeld. Zwischen hoher Inflation, Ukraine-Krieg und aufziehender Rezession kann es immer wieder zu Ausschlägen nach unten und oben kommen. Die EZB hat den Leitzins zuletzt nicht erhöht und auf dem Niveau von 4,5 % gelassen. Zurzeit erwartet der Markt, dass es für längere Zeit bei diesem Wert bleiben wird und erste Rücksetzer in 2024 zugunsten der schwächelnden Wirtschaft kommen könnten.

Durch die Leitzinserhöhung können hoch verschuldeten Staaten im Euro-Raum unter Druck geraten. Investoren suchen dann Zuflucht in sicheren Staatsanleihen wie den deutschen, was deren Rendite sinken lässt. Das wiederum hat einen positiven Effekt auf die Bauzinsen, die sich an Bundesanleihen sowie Pfandbriefen orientieren. Die Anhebung des EZB-Leitzinses hat in diesem System vieler Wechselwirkungen also nur indirekten Einfluss auf die Bauzinsen. Wie die Bauzinsenentwicklung 2024, 2025 oder auch 2030 aussieht, lässt sich nicht abschätzen.

Aktuelle Bauzinsen bei einem Darlehen von 320.000 €

Tagesaktuelle Zinskondition:

(Darlehensbetrag: 320.000 €, Immobilienwert: 450.000 €, PLZ: 34295, Finanzierungszweck:
KAUF
, Tilgungssatz: 2,00 %)
Zinsbindung effektiver Jahreszins monatl. Rate Anfrage
5 Jahre 3,53 %
1.474,67 €
8 Jahre 3,46 %
1.456,00 €
10 Jahre 3,32 %
1.418,67 €
12 Jahre 3,54 %
1.477,33 €
15 Jahre 3,57 %
1.485,33 €
20 Jahre 3,85 %
1.560,00 €
Quelle: Vergleich.de - Stand 29.11.2023

Wie sieht die Zinsprognose der EZB aus?

Die Europäische Zentralbank EZB hatte lange gezögert, sich von ihrer Nullzinspolitik zu verabschieden, was grundsätzlich den Rahmen für die weitere Zinsentwicklung setzt. Weil die Inflation aber auf dem höchsten Stand seit fast 50 Jahren liegt, hat sie sich im September zu einem weiteren Zinsschritt in Höhe von 0,25 Prozentpunkten entschieden. Der Leitzins liegt nun bei 4,5 %. Weitere Anpassungen könnten folgen, viele Marktbeobachter erwarten aber ein Stagnieren, bevor es 2024 wieder Anpassungen nach unten geben könnte.

„Wir rechnen damit, dass sich die Zinsen für 10-jährige Hypothekenkredite dieses Jahr wahrscheinlich in einem Korridor zwischen 3–4 % bewegen werden. Könnten sie auf 5 % oder mehr steigen? Ja, das können sie. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert, ist nach meiner Meinung genauso gering, wie dass sie auf 2 % fallen werden.“

Ronald Slabke, CEO von Hypoport, im Interview mit dem "Handelsblatt"

Für wen ist die Bauzinsen-Entwicklung wichtig?

Diese Frage ist für künftige Bauherren genauso wichtig wie für Käufer von Bestandsimmobilien oder für eine bevorstehende Anschlussfinanzierung. Den richtigen Zeitpunkt beim Immobilienkredit zu erwischen bringt tausende Euro – der falsche Zeitpunkt kostet ebenso viel.

Zinskommentar: Wie ist die aktuelle Entwicklung der Bauzinsen?

Der Markt unterliegt derzeit enormen Schwankungen. Je nachdem, auf welches Szenario – weitere Zinsschritte der EZB oder Verlangsamung des Tempos – neue Daten gerade einzahlen, gibt es merkliche Ausschläge. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, schätzt die weitere Entwicklung der Bauzinsen folgendermaßen ein.

Bauzinsen gehen in Summe seitwärts

Zinskommentar von Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, 22. November 2023

Entwicklung in den USA strahlt ab

"Nachdem die Baufinanzierungszinsen im Oktober auf ein 12-Jahres-Hoch kletterten, haben sie in den vergangenen Wochen eine Kehrtwende absolviert. Die Abwärtsbewegung begann wie gewohnt auf dem weltweiten Leitmarkt, in den USA. Hier waren die Zinsen bereits gesunken, als in der vergangenen Woche die aktuellen US-Inflationsraten veröffentlicht wurden. Natürlich haben aber auch der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank im Oktober und deren eher neutraler Ausblick auf die nächsten Monate dafür gesorgt, dass die Bauzinsen zuletzt rückläufig waren. Die Märkte rechnen damit, dass der nächste Zinsschritt nach unten gehen wird. Das wird nicht kurzfristig passieren, aber im zweiten Halbjahr 2024 halte ich das aus heutiger Sicht für realistisch.

Meines Erachtens werden sich die Zinsen in den kommenden Wochen bei unter 4 % für ein Darlehen mit einer 10-jährigen Zinsbindung einpendeln. Mit einem ähnlichen Niveau rechne ich auch zu Beginn des Jahres 2024. Ich gehe derzeit nicht von deutlich fallenden Zinsen aus, eventuell wird es aber immer wieder kleinere Rücksetzer geben. Auf größere Zinsrückgänge zu spekulieren halte ich nicht für sinnvoll: Die Zinsniveaus, die wir vor 2 Jahren hatten, werden nicht zurückkommen. Ich empfehle daher jedem, der die richtige Immobilie für sich gefunden hat, auch die passende Finanzierung zu suchen, ohne darauf zu warten, dass der Zins deutlich sinkt.“

Wie der tagesaktuelle Kurs für Bauzinsen steht, können Sie in unserem Baufinanzierung Vergleich sehen.

Zinsprognose

Kurzfristig: gleichbleibend

Langfristig: gleichbleibend

Wie wirkt sich die Zinsprognose auf mein Baudarlehen aus?

Schon kleine Schwankungen können sich langfristig in den Zinskosten bemerkbar machen. Ein deutlicher Zinssprung wie seit Mitte 2022 führt zu einer großen Belastung. Hier eine Beispielrechnung mit Herrm Sommer als Käufer im vergleichsweise günstigen August 2022 und Frau Winter als Käuferin im teureren Januar 2023.

 

Herr Sommer

hat Baukredit im August 2022 abgeschlossen

Frau Winter

hat Baukredit im Januar 2023 abgeschlossen

Kreditsumme 350.000 € 350.000 €
Laufzeit 10 Jahre 10 Jahre
Zinssatz 2,8 % 3,8 %
gezahlte Zinsen in 10 Jahren 87.325,42 € 118.003,94 €
Differenz Ersparnis: 30.678,52 € Mehrkosten: 30.678,52 €

Zinschart: aktuelle und frühere Entwicklung der Bauzinsen im Vergleich

Ist die Zinswende da?

Ja, die Zinswende ist da. Gemessen an den Niedrigzinsen der vergangenen Jahre erfolgte die Zinswende bereits im ersten Halbjahr 2022. Im Herbst 2021 gab es 10-Jahres-Immobilienkredite für um die 0,7 %. Die aktuellen Werte zwischen 3,5 und 4 % liegen deutlich darüber. Diese Zinswende fand allerdings schon statt, ohne dass die EZB ihren Leitzins erhöht hatte. Dies erfolgte erst im Juli 2022. Erstmals seit 11 Jahren hob sie den Leitzins an, zunächst um 0,5 Prozentpunkte. Damit war auch nach der klassischen Definition die Zinswende eingetreten.

Wie wirken sich Leitzinsentscheidungen in den USA auf die Zinsprognose aus?

Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins bereits mehrfach kräftig erhöht, er liegt nun in einer Spanne von 5,0–5,25 %. Es kann zu weiteren Zinserhöhungen kommen. Die Bauzinsen in Deutschland orientieren sich vor allem an den 10-jährigen Bundesanleihen. Wegen der großen Relevanz der USA sorgen dortige Zinsentscheidungen aber oft auch für eine Sogwirkung in Europa. 

Diese Faktoren beeinflussen die Entwicklung der Bauzinsen

Die Zusammenhänge bei der Prognose für die Zinsentwicklung sind komplex. Der Bundesverband öffentlicher Banken etwa gibt regelmäßig eine Zinsprognose ab. Darin fließen Entscheidungen von Fed und EZB ein, die Wirtschaftsentwicklung in Nordamerika ebenso wie in Deutschland, geopolitische Turbulenzen und noch manche Faktoren mehr. Interessant an dieser Zinsprognose ist die als Prognosekontrolle bezeichnete Rückschau: Da zeigt sich, dass die Experten trotz der umfassenden Instrumente immer wieder falsch liegen. Zum Beispiel hatte niemand mit einem derart rasanten Anstieg der Zinsen wie 2022 gerechnet.

Trotzdem können auch Sie als Anleger sich an verschiedenen Indikatoren orientieren, wenn Sie sich die Frage stellen: Wie entwickeln sich die Zinsen in den nächsten Jahren?

  • Einflussfaktor 10-jährige Bundesanleihen: niedrige Zinsen bedeuten niedrige Bauzinsen

    10-jährige Bundesanleihen sind der unmittelbarste Indikator. Sind die Zinssätze für die Bundesanleihen niedrig, sind auch die Bauzinsen niedrig. Umgekehrt machen sich steigende Zinssätze für Bundesanleihen direkt durch einen höheren Bauzins bemerkbar.

    Sinkende oder gleichbleibende Zinsen sind bei anhaltend guter Wirtschaftslage und hohen Steuereinnahmen zu erwarten.

    Steigende Zinsen gibt es bei einer Konjunkturflaute oder wirtschaftlicher Instabilität.

  • Einflussfaktor EZB: niedriger Leitzins macht Kredite billig

    Auch die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank beeinflussen das Zinsniveau. Durch die langjährige Niedrigzinspolitik verloren Sparer, während Kreditnehmer billig an Geld kamen. Umgekehrt führt ein deutlich erhöhter Leitzins zu höheren Kreditzinsen.

    Sinkende oder gleichbleibende Zinsen sind bei einer Rückkehr zur Politik des billigen Gelds zu erwarten.

    Steigende Zinsen wird es bei einem höheren Leitzins und einem Ende des billigen Gelds geben.

  • Einflussfaktor US-Notenbank: Zinserhöhungen fördern höhere Bauzinsen

    Die Geldpolitik der US-Notenbank Fed beeinflusst die Zinsprognose. Deren jüngsten Leitzinserhöhungen führten auch zu steigenden Zinsen für Bundesanleihen und damit – geringfügig – höheren Bauzinsen. Die Postbank erwartet, dass die Rendite der Bundesanleihen sich wieder stärker den US-Staatsanleihen annähert, was zu höheren Bauzinsen führen würde.

  • Einflussfaktor Immobilienmarkt: zu hohe Immobilienpreise schrecken Käufer ab

    Eine Trendwende am seit längerer Zeit heiß laufenden Immobilienmarkt könnte zunächst zu besseren Konditionen durch die Banken führen. Wenn wegen steigender Zinsen oder hoher Preise die Kunden zurückhaltender werden, versuchen die Banken durch vergünstigte Konditionen das Geschäft am Laufen zu halten.

  • Einflussfaktor Konjunktur: gute Kauflaune führt zu Nachfrage bei Krediten und höheren Zinsen

    Eine gute Konjunktur führt üblicherweise zu Kauflaune und dies wegen der Nachfrage zu tendenziell höheren Darlehenszinsen. Dreht sich umgekehrt die Konjunkturlage, können niedrigere Zinsen für Kaufanreize angeboten werden.

  • Einflussfaktor geopolitische Turbulenzen: weltweite Risiken sorgen für schwierigere Vorhersagen

    Die geopolitische Lage bringt die Gefahr unkalkulierbarer Risiken mit sich. Den Kapitalmarkt belasten z. B. Kriege wie in der Ukraine und Folgen der Corona-Pandemie.

Unsere Empfehlung: Möchten Sie handeln, handeln Sie bei einer Zinsdelle

  • Für Bauherren oder Hauskäufer ist schnelles Agieren gefragt, wenn es bei den Zinsen aktuell zu einem Ausschlag nach unten kommt. Das Wichtigste aber ist und bleibt die Anschaffung einer Immobilie, die zu Ihnen passt und die ihr Geld wert ist. Das Einsparvolumen einer um 0,2 Prozentpunkte günstigeren Finanzierung kann nicht Wertverluste einer überteuert gekauften Immobilie ausgleichen. Sind Sie aber in ihrer Wahl sicher, sollten Sie sich zeitnah um die Finanzierung kümmern. Denn die Immobilienpreise werden in Zukunft eher wieder steigen.
  • Für Anschlussfinanzierungen, die direkt bevorstehen, empfiehlt sich das Handeln zum richtigen Zeitpunkt. Beobachten Sie die Zinskurve und werden Sie bei einem Ausschlag nach unten aktiv! Ein Forward-Darlehen lohnt sich aktuell dann, wenn Sie an eine anhaltende Inflation glauben, die zu weiteren Zinsschritten der EZB führen wird.

Wie entwickeln sich die Zinsen in den nächsten Jahren?

Eine seriöse Antwort darauf kann niemand geben, dazu gab es in den vergangenen Monaten zu viele Überraschungen. Im Moment gilt bei vielen Experten die Überzeugung, dass die Europäische Zentralbank bald wieder zu einer neutralen Geldpolitik zurückkehren könnte. Doch verbrieft ist das nicht. Es hängt vor allem davon ab, wie sich die Inflation bis Herbst entwickelt.

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