Versicherung

Welche Versicherung braucht man wirklich?

Versicherungskonzerne haben ein viel­fältiges Angebot, um die klei­nen und großen Risi­ken des Lebens ab­zu­sichern. Welche Versiche­rungen davon not­wendig sind, auf welche man verzich­ten kann und welches ein­fache Grund­prin­zip Entschei­dungs­hilfe bietet, zeigen wir in unserem Rat­geber.

Klaus Fechner
Zuständiger Redakteur für die Bereiche Kredit und Versicherung
Stand: 20.11.2023

Was sind die wichtigsten Versicherungen?

Die wichtigsten Versiche­rungen sichern die eigene Exis­tenz ab, also Ereig­nisse, die den persön­lichen Ruin bedeu­ten können. Zum Beispiel die Behand­lung von Krank­heiten, der Ver­lust der eigenen Arbeits­kraft, Schmerzens­geld­forde­rungen oder ein Total­schaden der eigenen Immo­bilie. Einige dieser Versiche­rungen sind gesetz­lich Pflicht, andere unbe­dingt zu empfehlen.

Welche Versicherungen sind Pflicht?

Grundsätzlich gilt in Deutschland zwar die Vertrags­freiheit, nach der jede Person Verträge ihrer Wahl abschlie­ßen kann. Gesetzlich vorge­schrie­ben und damit Pflicht­versiche­rungen sind aber:

  • eine gesetzliche oder private Kranken­versicherung
  • eine Kfz-Haftpflicht­versicherung
  • eine Berufshaft­pflicht­versicherung, u. a. für Ärzte, Apotheker und Notare
  • eine Jagdhaft­pflicht­versicherung für Jäger
  • eine Hunde­haft­pflicht­versicherung für Hunde­halter (gilt in mehreren Bundes­ländern)

Welche Versicherungen sollte man haben?

Unverzichtbar ist eine private Haft­pflicht­versicherung, die Sach- und Personen­schäden im Alltag ab­deckt. Sie ist recht günstig mit ca. 50 bis 100 € im Jahr, dafür zahlt sie im Schadens­fall bis zu mehrere Millio­nen Euro. Etwa, wenn ein Fußgänger unacht­sam die Straße betritt, darauf­hin ein Lkw ins Schlin­gern gerät, gegen ein Wohn­haus fährt und dabei sowohl das Fahr­zeug, das Gebäude und die Ladung beschä­digt werden, der Fahrer im Kranken­haus behan­delt werden muss und danach Schmerzens­geld for­dert.

Schüler, Studenten oder Azubis sind oft noch über den Ver­trag der Eltern abge­sichert, für Paare gibt es Familien­versiche­rungen. Achten sollten Sie auf eine Forderungs­ausfall-Deckung, die greift, wenn ein Schadens­verursacher keine Haftpflicht­versiche­rung hat und Sie sonst auf den Kosten sitzen bleiben würden.

Die Berufsunfähigkeits­versicherung (BU) sichert Ihr Einkommen ab, wenn Sie aufgrund eines Unfalls oder einer Krank­heit nicht mehr in der Lage sind, Ihren Beruf auszu­üben. Sie sichern damit Ihre Arbeits­kraft ab, die auf ein Berufs­leben gerechnet durchaus einen Wert von 1 Million Euro und mehr haben kann.

Aus Sicht der Verbraucher­zentralen ist eine BU für alle unver­zicht­bar, die von Ihrem Ein­kommen leben. Verständ­lich wird das mit einem Blick auf die häufigsten Ursachen, die zu einer Berufs­unfähig­keit führen: Psychische Erkran­kungen, Krebs oder Arthrose können jeden treffen, egal ob Sie im Büro oder als Hand­werker arbeiten.

Infografik: Ursachen für Berufsunfähigkeit

Staatlich abge­sichert sind Sie nur durch eine Erwerbs­minderungs­rente, die in vollem Umfang gezahlt wird, wenn Sie nicht mehr als 3 Stunden pro Tag eine Arbeit verrich­ten können. Ihr vorheri­ger Beruf spielt dabei keine Rolle. Arbei­ten Sie etwa als Fein­mechani­ker und entwickeln einen Tremor, greift zwar die BU, aber Sie gelten nicht als erwerbs­unfähig, da Sie z. B. noch in einem Call­center arbei­ten könn­ten. Die BU ist als Versiche­rung daher umso sinn­voller, je höher­werti­ger Ihre Arbeit ist.

Wie viel die BU kostet, hängt vom Vertrag ab. Je jünger und gesünder Sie bei Abschluss sind, desto günsti­ger. Achten Sie darauf, dass auch psychische Erkran­kungen einge­schlossen sind. Noch ein Tipp: Es kann sinn­voll sein, statt einer großen BU lieber mehre­re kleine bei verschie­denen Versiche­rungs­unter­nehmen abzu­schließen. So gibt es im Ernst­fall weniger Schwierig­keiten, dass die Versiche­rung auch tatsäch­lich ausge­zahlt wird.

Als zusätz­liche Klausel einer BU können Sie eine Arbeits­unfähigkeits­versiche­rung abschlie­ßen. Sie springt dann ein, wenn Sie mindes­tens 6 Monate am Stück nicht arbeiten können, der Wieder­ein­tritt ins Berufs­leben aber absehbar ist. Die Arbeits­unfähigkeits­versicherung ist vor allem dann sinn­voll, wenn Sie nicht gesetzlich kranken­versichert sind. Ansonsten haben Sie Anspruch auf Kranken­geld.

Welche Versicherungen können darüber hinaus wichtig sein?

Auch wenn es um ergänzende Versiche­rungen geht, sollten Sie sich immer die Frage stellen: Kann ich den Schaden im schlimms­ten Fall selbst bezah­len, ohne mich finan­ziell zu rui­nie­ren? Das betrifft auch die Hausratversicherung, die alles versichert, was an beweg­lichem Inven­tar in Ihrer Woh­nung oder Ihrem Haus vorhan­den ist. Haben Sie eher erschwing­liches Mobiliar und wenig techni­sche Aus­stat­tung, brau­chen Sie vielleicht nicht unbe­dingt eine Haus­rat­versicherung.

Egal ob mit dem Arbeit­geber, mit einem anderen Verkehrs­teil­nehmer oder Ihrem Vermie­ter: Kommt es zu einem Streit, der vor Gericht geht, kann das sehr teuer werden. Hier trägt eine Rechtsschutz­versicherung die Kosten und vermittelt auf Ihren Wunsch hin auch oft einen passen­den Anwalt. Bei Abschluss entschei­den Sie sich, ob Sie die Bausteine Privat, Beruf, Wohnrecht und Verkehr versichern möchten. Schätzen Sie am besten im Vorfeld ab, in welchen Situa­tionen Sie ein Risiko bzw. streit­lustige Mitmen­schen vermuten.

Welche Versicherungen sollte man unter bestimmten Umständen haben?

Neben den unabdingbaren Versiche­rungen gibt es noch solche, die wir Ihnen unter bestimm­ten Voraus­set­zungen empfeh­len. Dazu gehören:

  • die Wohnge­bäu­de­versicherung, wenn Sie eine oder mehrere Immo­bilien besitzen. Denken Sie hier auch an eine Elementar­schaden­versiche­rung, um existenz­bedro­hende Ereig­nisse wie eine Über­schwem­mung abzu­sichern.
  • die Risiko­lebens­versicherung, wenn Sie von Ihrem Partner/Ihrer Partnerin abhängig sind bzw. er/sie von Ihnen, etwa nach einem Immo­bilie­nerwerb. Bei einer Baufinan­zierung wird sie oft mit ange­boten.
  • die private Alters­vorsorge, wenn Sie sich noch keine Gedanken um Ihre Renten­lücke gemacht haben. Es muss aller­dings keine Renten­versiche­rung sein, sondern kann genauso gut aus einer Geld­an­lage-Strate­gie wie einem ETF-Sparplan bestehen.
  • Zusätzlich zu Pflicht­versicherungen und den wichtigen Versiche­rungen, also Ihrer Kranken­versicherung, einer Kfz-Haftpflicht und einer Privathaft­pflicht­versicherung, können Sie als Rentner über folgende Absiche­rungen nach­denken:

    Eine Krankenhaus-Zusatz­versicherung kommt in Frage, wenn Sie Wert auf eine Behandlung durch Spezialisten legen oder eine Unter­bringung in einem Ein- oder Zweibett­zimmer.

    Eine Auslands­reise­kranken­versicherung ist zu empfehlen, wenn Sie gern und häufig verrei­sen. Sie deckt auch den teuren Rück­trans­port im Falle einer Krank­heit ab.

    Eine Unfall­versicherung kann zwar sinnvoll für Rentner sein, da mit zuneh­men­dem Alter das Risiko eines Unfalls mit bleiben­den Schäden steigt. Bei einigen Versicherungs­gesell­schaften endet der Vertrag aber ab einem bestimm­ten Alter oder sie bieten nur noch sehr geringe Leis­tun­gen für Senioren ab 75 Jahren an.

  • Die wichtigste Versicherung für Haus­besitzer ist die Wohn­gebäude­versicherung, auch der Baustein Elementar­versiche­rung ist im Hin­blick auf zunehmende Extrem­wetter­ereig­nisse sinn­voll. Für Bauherren kommen zudem eine Bauherren-Haft­pflicht­versiche­rung und eine Bauleis­tungs­versicherung in Frage.

    Mehr dazu lesen Sie auf unserer Rat­geber­seite Die wichtigs­ten Versiche­rungen für Immo­bilien.

  • Jedem Besitzer einer Immobilie raten wir unbedingt zu einer Gebäude­versicherung. Darüber hinaus sind für Vermie­ter folgende Versiche­rungen sinn­voll:

    Die Haus- und Grund­besitzer­haft­pflicht schützt Sie vor Schadens­an­sprüchen, die anderen durch Ihre Immo­bilie ent­ste­hen. Das kann etwa ein Sturz durch eine kaputte Glüh­birne im dunklen Treppen­haus sein oder nach Glatt­eis am frühen Morgen.

    Eine Mietausfallversicherung ist vor allem dann rat­sam, wenn Sie die Miet­ein­nahmen fest in Ihr Einkom­men zum Lebens­unter­halt einge­plant haben. Sie sorgt für finan­ziel­len Ausgleich, wenn es zu Miet­rück­ständen kommt. Oft sind auch Sach­schä­den am Objekt abge­deckt. Es gibt sogar speziel­le Miet­nomaden­versiche­rungen, die darüber hinaus auch die Kosten für Kammer­jäger, Ent­rümpelungs­firmen und Anwälte über­nehmen. Tipp: Fragen Sie Ihre Mieter, ob Sie eine private Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben. Wenn nein, raten Sie dazu. Sie tritt in Kraft, wenn es zu versehentlichen Schäden an Ihrer Immobilie kommt.

  • In Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen müssen Hunde grund­sätzlich durch eine Hunde­haft­pflicht versichert sein. Auch in den übrigen Bundes­ländern kann es eine solche Pflicht­versiche­rung geben, wenn Ihr Hund bestimmte Kriterien erfüllt. Am besten erkundigen Sie sich beim Ordnungs­amt Ihres Wohn­ortes.

    Wenn es Ihnen um die Gesund­heit Ihrer Tiere geht, können Sie Tierarzt­kosten durch eine Kranken­versiche­rung oder OP-Versiche­rung absichern. Diese Versiche­rungen sind aber oft sehr teuer. Alterna­tiv können Sie auch monat­lich einen bestimm­ten Betrag z. B. auf ein Tagesgeldkonto einzah­len, um für teure Tierarzt­rechnungen zu sparen.

  • Sinnvoll ist eine Auslands­reisekranken­versiche­rung. Sie ergänzt die Leis­tun­gen der gesetz­lichen Kranken­kassen und über­nimmt unter anderem die Kosten für einen eventuell nötigen Rück­trans­port nach Hause, der ansons­ten privat zu zahlen ist und sehr teuer werden kann. Eine Aus­lands­reise­kran­ken­versicherung ist mit 10–20 € im Jahr günstig, Familien zahlen ca. 30–40 €. Bei manchen Kredit­kar­ten ist sie sogar im Leis­tungs­paket ent­hal­ten.

    Wer weit im Voraus eine kost­spie­lige Reise bucht, kann zudem über eine Reise­rück­tritts­versiche­rung nach­den­ken. Seit Corona haben aller­dings viele Reise­veran­stal­ter ihre Storno­bedin­gun­gen über­ar­beitet, sodass Storno- oder Umbuchungs­kosten heute gar nicht mehr so teuer sind.

  • Als Selbstständiger sollten Sie für den Fall einer längeren Krank­heit vorsorgen, die ein finan­ziel­les Risiko bedeuten kann. Anders als Ange­stellte haben Sie keinen Anspruch auf Kranken­geld. Wenn Sie frei­willig gesetz­lich versichert sind, können Sie den Kranken­geld­anspruch gegen einen um 0,6 Prozent­punkte höhe­ren Beitrag erhal­ten. Oder Sie schließen eine Kranken­tage­geld­versiche­rung ab, deren Kondi­tionen Sie in einem gewis­sen Rahmen frei wählen können. Grund­sätzlich sollten Sie einen Mindest­betrag versichern, mit dem Sie auch im Krankheits­fall alle laufenden Aus­gaben begleichen können.

    Auch für gutver­dienende Ange­stellte lohnt sich eine Kranken­tage­versicherung, wenn sie den gesetz­lichen Höchst­betrag von 116,38 € pro Tag im Krankheits­fall aufstocken wollen.

Welche Versicherungen sind oft unnötig?

Kurz gesagt: Wenn Sie einen möglichen finanziel­len Schaden auch selbst tragen können, ohne danach rui­niert zu sein, können Sie im Zweifel auf die entsprech­ende Versiche­rung verzichten. Um solche eher kleineren bzw. mittle­ren Beträge geht es z. B. bei einer

  • Handyversicherung
  • Glasversicherung (viele Schäden sind zudem bereits über die Haftpflicht-, Hausrat- oder Wohn­gebäude­versiche­rung abgedeckt)
  • Fahrrad­versicherung (kann auch über die Hausrat abgesichert sein)
  • Brillenversicherung
  • Reise­gepäck­versicherung (läuft u.U. ohnehin schon über die Kreditkarte oder Hausrat­versicherung)

Kritisch prüfen sollten Sie außerdem

  • eine Insassen­unfall­versicherung als Baustein der Kfz-Versicherung, da Personen­schäden bereits über die Kfz-Haftpflicht abgedeckt sind
  • Restschuld­versicherungen bei kleineren Raten­krediten
  • Unfall­versicherungen, da sie sehr teuer sind und die entsprechen­den Schäden eher selten auftre­ten

Welche Versicherungen kann ich von der Steuer absetzen?

Eine Versicherung können Sie dann steuer­lich geltend machen, wenn Sie damit entweder für Ihr Alter oder den Krank­heits­fall vorsorgen oder wenn sie berufs­bedingt sind.

Private Vorsorge-Versiche­rungen laufen als Sonder­ausgaben in der Steuer­erklärung. Dazu zählen die

  • Krankenversicherung
  • Pflegeversicherung
  • Arbeitslosenversicherung
  • Haftpflichtversicherung
  • Erwerbs- und Berufs­unfähigkeits­versicherung
  • Unfall­versicherung
  • Auslands­krankenversicherung
  • Renten­versicherung
Höchstgrenzen beachten

Die steuerlichen Höchstgrenzen bei Vorsorge­aufwen­dungen liegen bei 1.900 € für Angestellte und 2.800 € für Selbstständige.

Beiträge für berufsbedingte Versicherungen können Sie als Ange­stellter bei den Werbungs­kosten bzw. als Selbst­ständi­ger bei den Betriebs­kosten angeben. Dazu gehören

  • Teile der Kfz-Versicherung
  • Teile der Rechtsschutz­versicherung
  • Berufshaftpflicht
  • Berufliche Unfall­versicherung

Fazit: Das sind die 5 wichtigsten Versicherungen

Um Kranken­versicherung und eine Kfz-Haft­pflicht kommen Sie nicht herum, da sie gesetz­lich vorge­schrie­ben sind. Darüber hinaus empfeh­len wir Ihnen unbedingt eine Haft­pflicht­versicherung und in den aller­meisten Fällen auch eine Berufs­unfähigkeits­versicherung. Als fünfte wichtige Versiche­rung steht bei Immobilien­besitzern eine Gebäude­versicherung auf der Liste, für Selbst­ständige ist eine Kranken­tagegeld­versicherung sinnvoll.

Fragen Sie sich immer: Wie hoch ist der Schaden schlimmsten­falls? Und könnte ich ihn selbst bezahlen? Falls die Summe Ihnen große Schwierig­keiten bereiten sollte und Sie das Geld nicht ander­weitig ansparen können, ist die Versiche­rung sinnvoll.

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