Versicherung

Unterversicherungsverzicht: Definition, Bedeutung und Vorteile

Sind Sie bei Ihrer Hausratversicherung oder Gebäudeversicherung unterversichert, kann das bei einem Schaden sehr teuer werden. Deshalb ist ein Unter­ver­sich­erungs­verzicht in den Verträgen wichtig. Was es mit dieser Vertrags­klausel auf sich hat und worauf es dabei ankommt, lesen Sie hier.

Katharina Fuhrin
Zuständige Redakteurin für die Bereiche Immobilien und Versicherung

Was ist eine Unterversicherung?

Der Begriff Unterversicherung bedeutet, dass Sie als Versicherungsnehmer bei Ihrer Versicherung mit einer zu geringen Summe gegen Schäden abgesichert sind. Anders ausgedrückt: Die Versicherungssumme ist niedriger als der reale Wert der versicherten Güter.

Das heißt: Haben Sie beispielsweise eine Hausratversicherung mit einer Deckungssumme in Höhe von 50.000 € abgeschlossen, Ihr Hausrat hat aber einen Wert von 90.000 €, dann sind Sie deutlich unterversichert.

Zu einer Unterversicherung kommt es bei Sachversicherungen wie der Hausrat- und der Wohngebäudeversicherung. Auch bei speziellen Versicherungen für Unternehmer ist eine Unterversicherung möglich.

Was passiert bei einer Unterversicherung?

Sind Sie unterversichert und es kommt zu einem Schadensfall, kann es für Sie teuer werden. Denn Sie erhalten nicht den ganzen Schaden von der Versicherung ersetzt, sondern nur einen Teil davon. Und das kann sowohl bei einer Hausrat- als auch bei einer Wohngebäudeversicherung einige tausende Euro ausmachen.

Erfährt das Versicherungsunternehmen, dass Sie unterversichert sind, muss es nicht den gesamten Schaden ersetzen, sondern nur einen Anteil davon. Selbst wenn der Schaden innerhalb der Deckungssumme liegt.

Folgendes Beispiel zeigt, was Unterversicherung für die Hausratversicherung bedeutet:

Angenommen, Sie haben eine Hausratversicherung mit einer Deckungssumme von 60.000 € abgeschlossen, der tatsächliche Wert Ihres Hausrates beträgt aber 100.000 €. Kommt es nun zu einem Schaden von 20.000 €, z.B. durch eine geplatzte Wasserleitung, erhalten Sie nur anteilig 60 % des Schadens, also 12.000 €.

Versicherungsvertragsgesetz § 75

Ist die Versicherungssumme erheblich niedriger als der Versicherungswert zur Zeit des Eintrittes des Versicherungsfalles, ist der Versicherer nur verpflichtet, die Leistung nach dem Verhältnis der Versicherungssumme zu diesem Wert zu erbringen.

Definition: Was ist ein Unterversicherungsverzicht?

Gibt es in Ihrem Versicherungsvertrag einen Unterversicherungsverzicht, dann verzichtet der Versicherer auf eine Prüfung des Wertes der versicherten Güter und zahlt die Entschädigung für den entstandenen Schaden in voller Höhe.

Folgende Tabelle beschreibt, was ein Unterversicherungsverzicht im Schadensfall bedeutet und wie hoch die finanziellen Vorteile sind. Bei Fall A handelt es sich um das oben beschriebene Beispiel ohne, bei Fall B um eine Hausratversicherung mit Unterversicherungsverzicht. In beiden Fällen beträgt die vereinbarte Versicherungssumme 60.000 €, der tatsächliche Wert des Hausrates aber 100.000 €. Entsteht ein Schaden von 20.000 € erhält der Versicherungsnehmer mit Unterversicherungsverzicht (Fall B) den gesamten Schaden ersetzt. Die versicherte Person ohne Unterversicherungsverzicht erhält nur 12.000 €.

Vergleich der Entschädigungssummen mit und ohne Unter­ver­sicherungs­verzicht

 Versicherungssummetatsächlicher WertSchadenErsatz durch Versicherung
Fall A: ohne Unterversicherungsverzicht60.000 €100.000 €20.000 €12.000 €
Fall B: mit Unterversicherungsverzicht60.000 €100.000 €20.000 €20.000 €

Das Rechenbeispiel zeigt klar, dass ein Unterversicherungsverzicht sinnvoll ist.

Besteht ein Unterversicherungsverzicht, wird die Versicherungssumme in der Regel pauschal nach dem Summenmodell festgelegt. Hierbei nehmen die Versicherer bei einer Hausratversicherung zur Berechnung der Versicherungssumme die Wohnfläche als Grundlage. Für jeden Quadratmeter werden 650 € berechnet. Das bedeutet, bei einer Wohnfläche von 80 qm liegt die Versicherungssumme bei 52.000 €.

Was bedeutet Unterversicherungsverzicht in der Gebäudeversicherung?

Kommt es an Ihrem Haus zu einem Schaden und Sie sind unterversichert, erhalten Sie von der Versicherung nur einen Teil ersetzt. Für die restlichen Kosten müssen Sie selbst aufkommen. Mit einem Unterversicherungsverzicht gehen Sie dem aus dem Weg. Die Versicherung zahlt bis zu der vereinbarten Versicherungssumme ohne Abzug.

Bei der Gebäudeversicherung wird im Falle eines Unterversicherungsverzichtes die Versicherungssumme allerdings anders berechnet als bei der Hausrat, wo die Wohnfläche die Grundlage bildet. Bei der Berechnung der Wohngebäudeversicherung spielt der gleitende Neuwert eine bedeutende Rolle.

Was bedeutet gleitender Neuwert? Der Versicherer berechnet den aktuellen Neubauwert des Gebäudes, um die Versicherungssumme festzulegen. Da sich dieser Wert im Laufe der Zeit ändert, muss er ihn regelmäßig neu ermitteln. Darum wird er gleitender Neuwert genannt. Zur Berechnung des Neuwertes werden verschiedene Faktoren hinzugezogen, z.B. die Immobilienlage, die Größe des Gebäudes und die Ausstattung.

Wie ist die Klausel zum Unterversicherungsverzicht formuliert?

Es gibt keine einheitliche Formulierung, die von allen Versicherern genutzt wird. In einigen Verträgen wird der Absatz „Unterversicherungsverzichtklausel“ genannt. In anderen Verträgen wird sie gar nicht ausdrücklich erwähnt. So bald Sie, z.B. bei der Hausratversicherung, die Versicherungssumme pauschal anhand der Wohnfläche festlegen, gilt der Verzicht auf Unterversicherung stillschweigend.

Gehen Sie auf Nummer sicher

Um sicher zu gehen, ob Ihr Versicherungsvertrag einen Unterversicherungsverzicht enthält, fragen Sie am besten beim Anbieter nach. So lassen sich teure Missverständnisse vermeiden.

Wie kann ich eine Unterversicherung vermeiden?

Sie können eine Unterversicherung ohne entsprechende Klausel nur vermeiden, wenn Sie die Versicherungssumme hoch genug ansetzen. Am besten ermitteln Sie vor Abschluss einer Hausrat- oder Gebäudeversicherung den zu versichernden Wert möglichst genau. Dafür können Sie einfach für Sich eine Liste anlegen, in der Sie alle Gegenstände und Güter aufschreiben, die Bestandteil der Versicherung sind. Wenn Sie dann die aktuellen Neupreise dazuschreiben, erhalten Sie schnell einen Überblick über den wirklichen Wert.

Empfehlenswert ist eine regelmäßige Prüfung dieser Liste. Denn wenn teure Anschaffungen hinzukommen, kann sich der Wert schnell erhöhen. Stellen Sie eine Werterhöhung fest, sprechen Sie Ihre Versicherung an und lassen Sie Ihren Vertrag anpassen.

Nicht nur eine Unterversicherung kann teuer werden. Es besteht auch die Möglichkeit, überversichert zu sein. Das ist der Fall, wenn die Versicherungssumme deutlich zu hoch angesetzt ist. Dann zahlen Sie höhere Beiträge als eigentlich notwendig wäre. Stellen Sie eine Überversicherung fest, informieren Sie Ihren Versicherer und lassen den Vertrag anpassen.

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