Ein Peer-to-Peer-Kredit (kurz: P2P-Kredit) ist ein Kredit von privat an privat. Privatpersonen leihen sich untereinander Geld und bekommen bzw. zahlen dafür Zinsen. Banken bleiben bei diesem Prozess im Hintergrund. Sie agieren als Kooperationspartner von Internetplattformen, die zwischen Anlegern, die Geld verleihen wollen, und Kreditnehmern, die Geld benötigen, vermitteln. Peer-to-Peer Kredite werden vor allem als Konsumkredite genutzt. Ebenfalls gängig ist die Bezeichnung P2P-Lending (lending: englisch für „Verleih“).
Beim Peer-to-Peer-Kredit werden Sie quasi selbst zur Bank und verleihen Privatpersonen Geld. Und weil Sie das nicht aus reiner Nächstenliebe tun, bekommen Sie dafür Zinsen vom Kreditnehmer. Die Vermittlung und Zusammenführung von Geldgeber und Geldnehmer übernehmen P2P-Plattformen im Internet. Außerdem nehmen die P2P-Kreditplattformen eine Bonitätseinschätzung der Kreditnehmer und deren Finanzierungsvorhaben vor. Das Ergebnis stellt die Plattform den Anlegern in einem sogenannten Bonitäts-Score zur Verfügung.
Auf Basis dieses Scores und Ihrer persönlichen Einschätzung des Kreditnehmers (der Kreditnehmer stellt sich und sein Finanzierungsvorhaben anonymisiert auf der Plattform vor) können Sie eine Entscheidung für oder gegen die Investition fällen. Entscheiden können Sie außerdem über:
Die Anlage in Peer-to-Peer-Kredite ist damit viel individueller und flexibler als herkömmliche Geldanlageformen mit ihren häufig langen Laufzeiten und starren Konditionen.
Alle P2P-Plattformen kooperieren mit einer Bank, da gesetzlich geregelt ist, dass nur ein Kreditinstitut mit Vollbanklizenz Bankgeschäfte abwickeln darf. Die Partnerbank beim Peer-to-Peer-Kredit ist für den Transfer des Geldes zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer zuständig. In der Regel erhebt die Bank dafür einen geringen Prozentsatz der Kreditsumme als Gebühr, die vom Kreditnehmer gezahlt wird.
P2P-Kreditplattformen versprechen teilweise Renditen über 10 %. Lassen Sie sich davon nicht blenden. Die Erfahrung zeigt, dass viele Anleger P2P-Kredite in Ihrem Portfolio haben, die ausfallen. Dadurch reduziert sich die realistisch zu erwartende Rendite für Anleger auf ca. 4 bis 6 %. Damit liegen die Zinsen beim P2P-Lending jedoch immer noch deutlich über der Rendite von klassischen Geldanlageformen.
Wir befinden uns noch immer in einer Niedrigzinsphase. Davon profitieren all diejenigen, die sich Geld leihen, zum Beispiel um eine Baufinanzierung abzuschließen oder einen Autokredit aufzunehmen. Für Anleger hingegen sind es keine guten Zeiten. Die meisten klassischen Geldanlageformen wie Tagesgeld oder Festgeld liegen in der Verzinsung noch unter der Inflationsrate. Das heißt, während Ihr Geld auf dem Konto liegt, verliert es an Wert. In P2P-Kredite zu investieren kann damit eine lukrative Alternative zu herkömmlichen, niedrigverzinsten Geldanlagen sein.
Vorteile:
Nachteile:
Mintos | Bondora | |
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Gründungsjahr | 2015 | 2009 |
Unternehmenssitz | Lettland | Estland |
minimale Anlagesumme | 50 € | 1 € |
Rendite | 12,7 % im Durchschnitt | bis zu 4 % |
Gebühren | keine Kosten für Investoren | keine Kosten für Investoren |
Quelle: Vergleich.de, Stand: Februar 2023
Zunächst wählen Sie eine P2P-Plattform aus, auf der Sie Ihre Investition tätigen wollen. Kriterien, nach denen Sie sich für oder gegen eine Plattform entscheiden, können sein:
Haben Sie sich für eine Plattform entschieden, registrieren Sie sich online. Dazu befolgen Sie die Anweisungen der jeweiligen Webseite.
Im zweiten Schritt suchen Sie nun ein Projekt aus, in das Sie investieren wollen. Die Plattform liefert Ihnen Informationen zu den einzelnen Kreditgesuchen:
Auf Grundlage mehrerer hundert Faktoren, dazu gehören Auskünfte der SCHUFA und anderer Kreditbewerter, erstellt die Plattform einen individuellen Bonitäts-Score für jedes Kreditgesuch. Dieser gibt Ihnen Orientierung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Kreditnehmer das Geld erwartungsgemäß zurückzahlt.
Die zu erwartende Rendite richtet sich ebenfalls nach der Bonitätsklasse. Eine gute Bonität bedeutet dabei niedrige Renditeaussichten, aber auch das Risiko des Kreditausfalls ist gering. Eine niedrige Bonität hingegen birgt ein hohes Risiko für Ihre Geldanlage, aber auch die in Aussicht gestellte Rendite ist hoch.
Alternativ zur manuellen Auswahl von Anlageprojekten können Sie bei den meisten Plattformen die automatische Verteilung Ihres Kapitals durch einen Portfoliomanager wählen. Dieser ordnet Ihr Geld einem oder mehreren Krediten zu. Sie hinterlegen dazu einmalig, wie viel Risiko Sie eingehen möchten und wie hoch die Investition pro Kredit mindestens und maximal sein soll. Außerdem können Sie festlegen, ob Sie eine Refinanzierung Ihrer Gewinne wünschen.
Die Auszahlung Ihrer Rendite verläuft je nach Plattform auf Wunsch (das heißt, wenn Sie Ihr Investment beenden möchte) oder zusammen mit dem eingesetzten Kapital. Wenn Sie vor Ablauf der Kreditlaufzeit Ihr Geld zurückhaben möchten, können Sie den Kredit in der Regel gegen eine geringe Gebühr einem anderen Kreditgeber verkaufen.
Die P2P-Plattformen versprechen einige Maßnahmen, um das Risiko einzudämmen. In einem ersten Schritt wird die Plattform Kontakt zum Schuldner aufnehmen und versuchen herauszufinden, warum er nicht gezahlt hat. Nutzt das nichts, wird von der zwischengeschalteten Partnerbank eine Mahnung ausgesprochen. Zahlt der Schuldner immer noch nicht, folgt die Kündigung des Kredits sowie die Bemühungen eines Inkassobüros.
Das Inkassoverfahren verläuft zwischen der Bank und dem Kreditnehmer. Als Anleger haben Sie keine Möglichkeit mit dem säumigen Schuldner in Kontakt zu treten, er bleibt anonym. Viele Plattformen bieten aber eine gute Transparenz darüber, in welchem Stadium sich das Inkassoverfahren gerade befindet, so dass Sie sich über den Verbleib Ihres Geldes informieren können.
Gerade in Hinblick darauf, dass P2P-Kredite vor allem von Kreditnehmern genutzt werden, die auf dem herkömmlichen Kreditmarkt keine oder nur geringe Chancen haben, darf das Ausfallrisiko beim P2P-Lending nicht unterschätzt werden.
Einige P2P-Plattformen, wie zum Beispiel Mintos, bieten eine sogenannte Rückkaufgarantie. Diese verspricht, verzögerte Kredite und die bis dahin angelaufenen Zinsen vom säumigen Schuldner zurückzukaufen, sodass der Kreditgeber entlastet wird. Das geschieht durch das mit der Plattform kooperierende Kreditunernehmen, über das die Bankgeschäfte abgewickelt werden.
Als Anleger muss Ihnen aber klar sein, dass auch eine solche Rückkaufgarantie theoretisch ausfallen kann. Sollten sich Kreditausfälle häufen, können diese nur bis zu einem bestimmten Punkt aufgefangen werden.
Ein zweites, großes Risiko besteht in der Plattform selbst. Geht die Plattform pleite, ist unweigerlich auch Ihr Kapital weg. Viele P2P-Plattformen sind relativ jung und noch nicht sehr lange am Markt. Das heißt, sie verfügen über wenig Eigenkapital und können selbst schnell Opfer von Pleiten werden.
Wenn die Plattform Finanzberichte oder Statistiken über ihr Wachstum, das vermittelte Kreditvolumen, Investoren und Ausfallraten auf ihrer Webseite veröffentlicht, sollten Sie die Zahlen verfolgen, um das Pleiterisiko einzuschätzen.
Aus dem Risiko des Kreditausfalls sowie dem Risiko der Plattformpleite leiten sich auch die wichtigsten Regeln für die Geldanlage in P2P-Kredite ab:
Einen Fallstrick gibt es noch, den Sie bei Peer-to-Peer-Krediten unbedingt kennen müssen: die Versteuerung. Denn anders als zum Beispiel bei Aktiengewinnen wird die Abgeltungssteuer nicht automatisch einbehalten. Sie sind als Anleger selbst für die Versteuerung Ihrer Gewinne aus P2P-Krediten verantwortlich und müssen die Zinszahlungen von jedem einzelnen Kredit, in den Sie investiert haben, nachweisen.
Einige Plattformen bieten als Service die Zusammenstellung aller Zinseinnahmen, bei anderen müssen Sie die Erträge selbst ermitteln und summieren.
Die Gewinne, die Sie durch P2P-Kredite gemacht haben, müssen Sie in der Anlage KAP, Zeile 14 („Inländische Kapitalerträge“) in der Steuererklärung vermerken. Erzielen Sie bei mehreren deutschen Plattformen Zinsgewinne, müssen Sie die Einzelbeträge addieren und die Gesamtsumme eintragen.
Bei ausländischen P2P-Plattformen verhält es sich komplizierter. In der Regel erhalten Sie hier nicht automatisch einen Nachweis Ihrer Zinserträge, sondern müssen sie selbst berechnen. Folgende Kategorien müssen Sie bei Ihrer Aufstellung berücksichtigen:
Den ermittelten Gesamtbetrag tragen Sie in die Anlage KAP Ihrer Steuererklärung ein, diesmal jedoch in Zeile 15 „Ausländische Kapitalerträge“. Hilfreich für das Finanzamt kann auch ein Ausdruck des Kontoauszugs der jeweiligen Plattform sein.
Bei Verlusten sieht es anders aus. Verluste, die Sie durch Peer-to-Peer-Kredite erzielen, können Sie nicht, wie zum Beispiel Verluste bei Aktien, als Werbungskosten oder entgangene Einnahmen geltend machen. Das heißt Verluste mit Peer-to-Peer-Krediten wirken sich nicht positiv auf Ihren Steuerbescheid aus.