Nachhaltige Geldanlagen – Investieren mit grünem Gewissen

Nachhaltige Geldanlagen liegen im Trend, aber so mancher Anbieter nutzt den Hype auch um Produkte zu verkaufen, die gar nicht besonders grün sind. Was bedeutet also Nach­haltigkeit bei Geldanlagen? Wie kann ich mein Geld nachhaltig investieren und dabei eine attraktive Rendite erwarten?

Heike Kevenhörster
Zuständige Redakteurin für den Bereich Geldanlage
Stand: 16.10.2024

Was sind nachhaltige Geldanlagen?

Nachhaltige Invest­ments wollen finan­ziel­le Ziele mit öko­logi­schen, ethi­schen und sozia­len Aspek­ten unter einen Hut brin­gen. Bislang feh­lten eine ein­heit­liche Defini­tion und gesetz­liche Rege­lun­gen, daher defi­niert jeder An­bie­ter selbst, ob sein Finanz­produkt nach­hal­tig ist. Für Ver­brau­cher ist der Markt nach­hal­tiger Geld­an­la­gen des­halb oft un­über­sicht­lich, zumal sich auch die persönlichen Kriterien der Verbraucher unterscheiden.

Die Europäische Union definiert mit der Taxonomie-Verordnung Vorgaben für nachhaltige Investitionen. Höchst umstritten ist, dass dieses Regelwerk auch Atomkraft als nachhaltig einstuft. Die EU will grüne Anlageformen zudem mit der Richtlinie MiFID II stärken. Wer Geld anlegen will, bekommt im Beratungsgespräch seit dem 2. August 2022 Fragen zu seinen nachhaltigen Vorlieben bei Anlageprodukten gestellt. Dazu sind Anlageberater von Geldinstituten jetzt verpflichtet. 

„Um Sicher­heit für das Depot zu haben und um das Ge­fühl zu haben, die Welt nicht schlech­ter zu machen, als sie schon ist, rate ich dazu, nach­hal­tig anzu­le­gen“, sagt Michael Herte von der Ver­braucher­zentra­le Schleswig-Hol­stein. „Ich würde bei­spiels­weise kein Geld in den Kohle­ab­bau eines Staa­tes inves­tieren, der Men­schen aus­beu­tet und korrupt ist, egal wie viel Ren­dite die Aktie des Unter­neh­mens ab­wirft. Das hat aus meiner Sicht keine Zu­kunft. Die meis­ten Men­schen wol­len länger­fris­tig an­le­gen. Um eine zukunfts­siche­re Geld­an­lage zu ha­ben, soll­ten die Nach­hal­tig­keits­ziele der EU berück­sich­tigt sein.“

Wir legen den Fokus auf grüne Geldanlagen

Der Markt nachhaltiger Geldanlagen ist ziemlich unübersichtlich und auch die Definition von Nach­­haltigkeit ist weit gefasst: Zum einen fallen ökologische Finanz­produkte darunter, wie Investments in erneuerbare Energien. Es kann aber auch um ethische und soziale Standards gehen: beispielsweise um die Frage, ob ein Unternehmen einen guten Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt oder ob es Zulieferer meidet, die Kinder­arbeit tolerieren. Diese Kriterien werden oft mit den Kürzeln ESG oder SRI zusammengefasst. Viele ETFs, also börsennotierte Indexfonds, kennzeichnen auf diese Weise eine nachhaltige Filterung der enthaltenen Unternehmen.

Um das Feld etwas einzugrenzen, fokussieren wir uns in diesem Text auf ökologische Investments, die auch grüne Geldanlagen oder „green invest“ genannt werden.

Wie funktioniert nachhaltiges Investieren?

Eine nachhaltige Geldanlage funktioniert zunächst wie jede andere Geldanlage auch: Als Sparer investiert man beispiels­weise in einen ETF, einen aktiv gemanagten Fonds oder legt sein Geld auf einem Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto an. Die Fonds­gesellschaft oder Bank arbeitet nun mit diesem Geld und investiert es unter anderem in verschiedene Unternehmen.

Handelt es sich um ein grünes Investment, achtet sie allerdings darauf, dass dabei ökologische Standards eingehalten werden. Wie genau sie das nimmt, sollte man sich als potentieller Kunde im Detail anschauen. Das Geld fließt bei einer nach­haltigen Geldanlage zum Beispiel nicht in den Bau von Atom­kraftwerken, dafür aber vielleicht in den Aufbau von Windparks. Unternehmen, in die die Bank oder Fonds­gesellschaft investiert, achten beispielsweise besonders auf Umwelt­standards oder produzieren nachhaltige Produkte.

100% ökologisch zu investieren ist fast unmöglich

Wer nachhaltig investieren möchte, muss immer Abstriche machen. Denn eine zu 100 % ökologische Geldanlage gibt es nicht. In unserer Wirtschaft ist alles eng miteinander verflochten. Selbst wenn beispielsweise ein Modeunternehmen fair und nachhaltig in Deutschland produziert, bezieht es vermutlich trotzdem Materialien oder Rohstoffe, die nicht vollkommen ökologisch sind. Wie werden beispielsweise die Tüten produziert, in denen die Kunden ihre neue Kleidung nach Hause tragen? Unter welchen Umständen ist das Garn entstanden, mit dem die Pullover zusammengenäht wurden? Wer hat unter welchen Bedingungen die Inneneinrichtung der Filialen hergestellt? Die Kette an Fragen, die man sich hier als Kunde stellen kann, ist schier endlos.

Noch fehlt ein einheitliches Qualitätssiegel für nachhaltige Geldanlagen

Nur weil ein Unternehmen oder eine Fondsgesellschaft sich selbst oder ihr Produkt als nachhaltig beschreibt, muss man als Kunde diese Definition von Nachhaltigkeit noch lange nicht teilen. Häufig arbeiten Marketing- und PR-Abteilungen an solchen Beschreibungen mit und die wollen ihr Angebot nach außen natürlich immer nur gut darstellen. Ein bundesweit einheitliches Qualitäts­siegel, das eine Geldanlage als definitiv nachhaltig ausweist, gibt es bislang nicht. Deshalb gilt: Wo grün draufsteht, muss nicht unbedingt grün drin sein.

Bei einem Vergleich von 14 nachhaltigen Banken fand die Verbraucher­zentrale Bremen beispiels­weise heraus, dass zwei kirchliche Banken die Atom­industrie bei ihren Investitionen nicht ausschließen. Nur sechs der untersuchten Banken verzichteten auf Investitionen in industrielle Tierhaltung. Ob diese Geldinstitute trotzdem in Frage kommen, wenn man auf der Suche nach einer Bank ist, die nachhaltige Geldanlagen anbietet, muss jeder für sich entscheiden. Wer nachhaltig investieren will, braucht zunächst vor allem eins: Zeit und Geduld, um sich sein potentielles Investment im Detail anzuschauen und zu prüfen, ob es den eigenen Ansprüchen genügt.

Welche Finanzprodukte sind nachhaltige Geldanlagen?

Grundsätzlich gibt es bei ökologischen Investments alle Finanzprodukte, die es auch bei nicht ökologischen Investments gibt. Bei einigen nachhaltigen Banken können Sie als Kunde mitentscheiden, wohin das Geld genau fließt, das Sie Ihrem Geldinstitut leihen (bspw. in den Ausbau erneuerbarer Energien, nachhaltige Wirtschaft, Wohnen oder Soziales und Gesundheit).

Folgende Finanzprodukte unterliegen der Einlagensicherung – das bedeutet, dass Anleger auch im Fall einer Insolvenz der Bank ihre Ersparnisse bis zu 100.000 € pro Kreditinstitut zurückbekommen. Sie gelten dadurch als besonders sicher und sind bei Sparern in Deutschland sehr beliebt. Die Produkte gibt es in der Regel auch bei nachhaltigen Banken, wie der GLS, Triodos, der Ethikbank oder der Umweltbank. Manche Banken, wie die GLS, erheben einen Mitgliedsbeitrag, wenn man bei Ihnen ein Konto eröffnet oder Geld anlegt. Im Fall der GLS sind es 5 € im Monat. Kunden mit geringem Einkommen und solche, die unter 28 sind, zahlen 1 €. Minderjährige zahlen keinen Beitrag.

  • Im Unterschied zum Girokonto können Sie über ein Sparkonto nicht den alltäglichen Zahlungs­verkehr abwickeln. Ein Sparkonto ist immer mit einem Referenz­konto, einem Girokonto, verbunden. Zwischen diesen beiden Konten können Überweisungen getätigt werden. Einige Banken bieten Sparkonten mit Nachhaltigkeits­standards an. Die aktuellen Zinsen liegen selten höher als 0,00 – 0,05 %, was nicht einmal die Inflation ausgleicht. Die angesparte Summe verliert also mit der Zeit immer mehr an Kaufkraft.

  • Wenn Sie einen Sparbrief abschließen, leihen Sie einer Bank Geld zu einem festen Zinssatz. Im Gegenzug erhalten Sie zunächst eine Urkunde, auf der die Höhe der Sparsumme und Ihr Name stehen. Am Ende der Laufzeit erhalten Sie Ihre angelegte Summe plus Zinsen zurück. Meistens legen Sie Ihr Geld zwischen 1 und 10 Jahren an. Der Zinssatz steht von Beginn an fest und ändert sich während der Laufzeit nicht. Der Mindestanlagebetrag liegt meistens zwischen 500 und 2.500 €. Bei vielen nachhaltigen Banken liegen die Zinsen bei 0 %.

  • Sparpläne können Sie häufig schon ab 25 € im Monat abschließen. Sie eignen sich besonders, wenn Sie über einen langen Zeitraum sparen möchten, beispielsweise beim Sparen für Kinder oder für die eigene Altersvorsorge.

  • Im Unterschied zu Sparbriefen und Festgeld kommen Sie an Ihr Tagesgeldkonto jederzeit heran. Es ist mit einem Referenzkonto – einem Girokonto – verknüpft. Darüber können Sie Ein- und Auszahlungen abwickeln. Der Zinssatz auf einem Tagesgeldkonto ist variabel und wird von der Bank an die Marktzinsen angepasst. Aufgrund der allgemeinen Zinsniveaus gibt es auch auf Tagesgeldkonten derzeit nur niedrige Zinsen. Dann ist es gut zu wissen, wenn die Bank das Geld immerhin in ökologische Projekte investiert, wie zum Beispiel die PAX-Bank oder die Triodos Bank.

  • Wie der Name schon sagt, wird Festgeld für einen bestimmten Zeitraum auf einem Konto angelegt, meist zwischen 1 und 10 Jahren. In dieser Zeit kommen Sie als Sparer nicht an Ihr Geld heran. Der Zinssatz steht von Beginn an fest und verändert sich während der Laufzeit nicht. Auch die Festgeldzinsen derzeit eher niedrig. Für manche Sparer ist es ein Trostpflaster, wenn ihr Geld durch Impact Investing – also wirkungs­orientiertes Investieren – zusätzlich positive Auswirkungen auf die Umwelt erzielt.

  • Beim Wachstumssparen legen Sie – ob konventionell oder als klimafreundliche Geldanlage – einmalig Geld für einen definierten Zeitraum an und erhalten im Laufe der Anlagedauer mit jedem Jahr höhere Zinsen auf Ihr Geld. Die Anlagedauer beträgt meist zwischen 3 und 5 Jahren. Die Gutschrift der Zinsen erfolgt in der Regel zum Ende des jeweiligen Kalenderjahres. Zuzahlungen sind während der Laufzeit nicht möglich. Viele Banken locken ihre Kunden mit einem vergleichsweise hohen Zinssatz im letzten Jahr der Laufzeit. In den ersten Jahren ist der Zinssatz aber wiederum oft so niedrig, dass die Rendite in Summe auch nicht höher ist als bei den aktuell jeweils besten Festgeldangeboten.

Die folgenden Produkte – ETFs und Aktienfonds – unterliegen nicht der Einlagensicherung, sind aber bei vielen Banken trotzdem im Fall einer Insolvenz abgesichert. Wie genau, das ist je nach Geldinstitut unterschiedlich. Auskunft geben die Institute selbst.

  • Die sogenannten Exchange Traded Funds bilden immer einen Aktien-Index nach – beispielsweise den DAX. Dieser Index wiederum zeigt die Entwicklung der in ihm enthaltenen Unternehmen. Inzwischen gibt es einige Indizes, die sich ganz auf nachhaltige ETFs fokussieren. Broker und Vermögensverwalter merken, dass Investoren verstärkt solche Anlagen nachfragen. „Nach­haltige ETFs sind weiter­hin mit der belieb­teste Trend beim Geld­anlegen“, be­stä­tigt Uwe Paßmann von Scalable Capital.

    Ökologische ETFs gehören jedoch meist nicht zu den günstigsten Indexfonds. Sie sind aber deutlich günstiger als aktiv gemanagte Aktienfonds. Bei der Bezeichnung von ETFs gibt es außerdem einige typische Abkürzungen, an denen man nachhaltige ETFs erkennen kann:

    • SRI = Socially Responsible Investments (sozial verantwortliche Investments)
    • ESG = Environmental, Social, Governance (Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung)
    • Ex = excluded (ausgeschlossen, z.B. excluded weapons = Waffenhersteller sind in diesem Index nicht enthalten)

    Wichtig zu wissen ist, dass mit diesen Bezeichnungen kein Qualitätsversprechen verbunden ist, da die Begriffe keiner festen Definition unterliegen. Sie dienen nur als Orientierung.

  • Ähnlich wie bei ETFs gibt es auch aktiv gemanagte Aktienfonds, denen die emittierende Bank das Label ökologisch oder nachhaltig verliehen hat. Nach solchen Ökofonds können Sie bei Ihrer Hausbank fragen. Nachhaltige Banken, wie die Umweltbank oder Ethikbank, bieten solche Produkte natürlich auch an. Diese grünen Fonds sind häufig relativ teuer, da die Auswahl der darin vertretenen Unternehmen oft in einem aufwändigen Verfahren von Experten und Analysten vorgenommen wird. Und diese Kosten werden dann über Gebühren und Verwaltungskosten an die Anleger weitergegeben. Aktienfonds eignen sich ab einem Anlagezeitraum von etwa 5 Jahren.

Crowdinvesting: Wie nachhaltig ist das Projekt wirklich?

Beim Crowdinvesting, das keiner Einlagensicherung unterliegt, investieren Anleger direkt in ein Unternehmen oder Projekt. Die oft vergleichsweise hohen Renditen ziehen viele Kleinanleger an. Verbraucherschützer warnen aber immer wieder vor hohen Risiken, die Privatanleger oft nicht richtig einschätzen können. Geht ein Unternehmen Pleite, sehen die Anleger ihr Geld in der Regel nicht wieder, da es sich um sogenannte Nachrangdarlehen handelt. Im schlimmsten Fall droht also der Totalverlust des gesamten Kapitals.

Darauf sollten Sie beim Crowdinvesting achten:

  • Oberste Regel: Verstehen Sie das Projekt und können Sie die Berechnungen, die Ihnen zur Verfügung gestellt werden, nachvollziehen? Wenn nicht, lassen Sie besser die Finger davon.
  • Investieren Sie nur Geld, auf das Sie notfalls verzichten könnten
  • Achten Sie auf die Laufzeit Ihres Investments: Häufig müssen Sie Ihr Geld für viele Jahre anlegen. Überlegen Sie genau, ob Sie wirklich so lange darauf verzichten können.
  • Prüfen Sie die Kosten des Unternehmens, an dem Sie sich beteiligen wollen. Ein Teil des Geldes, das Sie investieren, wird das Unternehmen für Marketing, Geschäftsführung, Versicherungen etc. nutzen. Je höher diese sogenannte Kostenquote, desto mehr Gewinn muss das Unternehmen machen, damit Sie als Anleger auch eine Rendite bekommen. Kostenquoten von 20 % sind nicht unüblich.
  • Prüfen Sie, ob und zu welchen Bedingungen ein vorzeitiger Ausstieg möglich ist. Zwar werben Unternehmen häufig damit. Wollen Anleger dann aber tatsächlich aussteigen, geht das oft nur mit Verlusten.
  • Schauen Sie sich die Gewinnprognosen genau an. Crowdinvesting-Projekte stehen meist noch ganz am Anfang, wenn sie an Anleger herantreten. Halten Sie die Prognosen für realistisch?

Wenn Sie sich für eine nachhaltige Geldanlage in Crowdinvesting interessieren, empfehlen wir Ihnen die Plattform ecozins*. Hier finden Sie Projekte aus Bereichen wie erneuerbare Energien, E-Mobilität und Energieeffizienz, die durch das Team von ecozins bereits gründlich durchleuchtet worden sind.

Weitere aktuelle Crowdinvesting-Projekte finden Sie auf der Website unserer Kooperations­partner Econeers* und GreenVesting*. 

Experten-Interview: So kann Geld die Welt verbessern

Porträt von Marion Bernhard-Tischler
© UmweltBank AG

Viele Menschen möchten mit ihren Finanz­anlagen nicht nur Rendite erzielen, sondern auch die Nach­haltig­keits­entwicklung stärken. Wie das funktio­nieren kann, haben wir Marion Bernhard-Tischler gefragt. Sie ist Expertin Privat­kunden bei der UmweltBank. Diese deutsche Direkt­bank hat über 25.000 Umwelt­projekte finan­ziert und bietet Anlegern u. a. die Investi­tion in Tages- und Fest­geld sowie den UmweltBank ETF an.

Was machen Sie als UmweltBank anders als herkömmliche Geldhäuser?
Marion Bernhard-Tischler
: Wir sind davon überzeugt, dass Geld die Welt ver­bessern kann – wenn es in die rich­tigen Wege geleitet wird. Darum haben wir das Thema Nach­haltig­keit sogar in unserer Sat­zung verankert. Mit den Ein­lagen unserer Kundinnen und Kunden vergeben wir bei­spiels­weise Kredite an Wind- und Solar­parks oder an nach­haltige Immo­bilien­projekte.

Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?

Marion Bernhard-Tischler: Für uns bedeutet Nach­haltig­keit, eine lebens­werte Welt für kommende Gene­rationen zu schaffen und zu erhalten. Wir orien­tieren uns an den Nach­haltig­keits­zielen der Vereinten Nationen, bekannt als Sustainable Development Goals (SDGs). Die UmweltBank ist bestrebt, keine Kredite für Projekte zu vergeben oder in Unternehmen zu inves­tieren, die dem Wohl von Menschen oder dem Erhalt der Natur schaden oder hin­sicht­lich ihrer Geschäfts­praktiken nicht aus­reichend trans­parent sind.

Muss man als Kunde dafür Abstriche bei der Rendite hinnehmen?

Marion Bernhard-Tischler: Es ist schwierig, nach­haltige Wert­papiere so pauschal mit nicht-nach­haltigen zu ver­gleichen, da das Angebot in beiden Fällen mittler­weile sehr groß ist. Was sich aber allge­mein fest­halten lässt, ist, dass die Werte, die in einen nach­haltigen Fonds aufge­nommen werden, nicht nur im Hin­blick auf Rendite, Verfüg­barkeit oder Sicher­heit punkten müssen.

Ökologische, ethische und soziale Aspekte sind ebenso von Bedeutung. Nach­haltige Fonds verbinden auf diese Weise die strate­gischen Vorteile eines Invest­ment­fonds mit einer nach­haltigen Strategie, was ent­sprechend auch zu einer guten Rendite führen kann. Wie immer gilt dabei, dass sich Anleger mit den Produkt­details und Risiken auseinander­setzen müssen, bevor sie inves­tieren – unab­hängig davon, ob es sich um ein nach­haltiges Wert­papier handelt oder nicht.

Warum kann man bei Ihnen kein Girokonto eröffnen?

Marion Bernhard-Tischler: Nachdem die UmweltBank kürzlich erfolg­reich auf ein neues Kern­banken­system umge­stellt hat, werden wir voraus­sichtlich ab Mitte 2025 auch ein Giro­konto anbieten. Dafür kann man sich bereits vor­merken lassen.

Warum ist ein Tages- oder Festgeldkonto bei Ihnen „grüner“ als bei einer anderen Bank?

Marion Bernhard-Tischler: Wir legen bei unserer Kredit­vergabe strenge Positiv- und Ausschluss­kriterien an, sodass mit dem Ersparten unserer Kunden auf den Tages- und Fest­geld­konten nach­haltige Projekte unter­stützt werden.

Es gibt u. a. einen UmweltBank ETF. Was für ein Geld­anlage­produkt verbirgt sich dahinter?

Marion Bernhard-Tischler: Es handelt sich um einen Exchange Traded Fund, also einen Fonds, der einen Index nachbildet. Der UmweltBank ETF zeichnet sich durch seine sehr strenge öko­logische und soziale Nach­haltig­keits­auswahl und die breite Streuung über Länder, Branchen und Größen­klassen aus. Die Negativ­kriterien bestehen aus Normen- und Sektor-basierten Ausschluss­kriterien. Darüber hinaus muss ein posi­tiver Effekt auf mindestens eines der 17 Entwicklungs­ziele der UN bestehen, um in den von der UmweltBank erstellten Index aufge­nommen zu werden.

Hinweis: Der Kurs der Fonds­anteile unter­liegt Schwan­kungen und kann – insbe­sondere bei negativen Wirtschafts- oder Börsen­ent­wicklungen – auch dauer­haft und deut­lich unter dem Kaufkurs liegen. Fonds sind nicht geeignet für Anlegerinnen und Anleger, die eine risiko­lose Anlage anstreben oder ihr Geld innerhalb eines Zeit­raums von fünf Jahren zurück­ziehen möchten. Bitte lesen Sie den Verkaufs­prospekt und das Basis­informations­blatt (PRIIP) des Fonds, bevor Sie eine end­gültige Anlage­entscheidung treffen.

Das Interview wurde im November 2024 geführt.

Wie investiere ich nachhaltig?

Suchen Sie sich zunächst ein oder mehrere Finanzprodukte aus, die für Sie in Frage kommen, und vergleichen Sie dann die Angebote der Banken. In Frage kommen ökologische und nachhaltige Banken, aber auch die nachhaltigen Finanzprodukte der klassischen Banken.

Welche Grundregeln sollte ich bei der nachhaltigen Geldanlage beachten

Wenn Sie Ihr Geld nachhaltig investieren oder anlegen wollen, gilt es, genau hinzusehen. Nur weil irgendwo „ökologisch“ oder „nachhaltig“ draufsteht, bedeutet das nicht, dass dieses Finanzprodukt auch Ihren Vorstellungen einer grünen Anlage entspricht. In manchen Fällen nutzen Anbieter die gut klingenden Begriffe auch, um möglichst viele Kunden anzulocken. Bei genauem Hinsehen sind die Produkte dann aber oft gar nicht so nachhaltig, wie sie auf den ersten Blick wirkten. Lesen Sie sich deshalb zunächst alle Informationen in Ruhe durch, auch das Kleingedruckte.

Darüber hinaus gelten dann die Regeln, die auch bei allen anderen Geldanlagen gelten:

  • Diversifizieren Sie: In keinem Fall sollten Sie alles, was Sie haben, in ein einziges Finanzprodukt investieren. Wichtig ist immer, ausreichend zu diversifizieren und das vorhandene Geld auf unterschiedliche Anlagen aufzuteilen.
  • Wägen Sie Risiko gegen Rendite ab: Geringes Risiko und hohe Rendite, das gibt es nicht, auch nicht bei nachhaltigen Geldanlagen. Produkte, die beides auf einmal versprechen, sind unseriös. Wenn Sie Ihr Geld in eine Anlage mit einem geringen Risiko stecken, ist auch die Rendite meist eher gering. Bei einer hohen Rendite, ist auch das Risiko entsprechend hoch. Überlegen Sie vor der Investition, wie viel Prozent Ihres Geldes Sie in risikobehaftete Anlagen stecken möchten, und wie viel Prozent Sie in risikoarme Anlagen investieren möchten.
  • Stecken Sie den Zeitrahmen ab: Bevor Sie Ihr Geld in langfristige Anlagen über mehrere Jahre stecken, sollten Sie überlegen, welche finanziellen Pläne Sie für die nächsten Jahre haben. Möchten Sie bald ein Haus finanzieren, müssen Sie das Eigenkapital, das Sie hierfür benötigen, zum richtigen Zeitpunkt auch zur Verfügung haben.

Weitere Infos zum Thema Geldanlage finden Sie in unseren Anlagetipps.

So suchen Banken und Fonds nachhaltige Unternehmen aus

Wenn nachhaltige Banken und Fonds Unternehmen aussuchen, in die sie das Geld Ihrer Anleger investieren, orientieren sie sich häufig an zwei Prinzipien:

  • Fragwürdige Unternehmen aussortieren: Manche Investmentfonds und Banken schließen Unternehmen von vornherein aus, die in fragwürdigen Branchen tätig sind. Im Fall von green invests, also grünen Geldanlagen, wären das beispielsweise Betreiber von Kernkraftwerken.
  • Nur die Besten bleiben drin: Andere Geldinstitute und Fondsbetreiber nehmen jeweils nur den Besten einer Branche in ihr Portfolio auf – der muss aber nicht unbedingt grün sein. Also beispielsweise den besten der an sich nicht ökologischen Erdölproduzenten. Auch hier sollten Anleger überlegen, ob es sich bei dieser Konstellation noch um eine in ihrem Sinne grüne Geldanlage handelt.

Wer nun der Beste seiner Branche ist, ist meist gar nicht so leicht festzulegen. Banken und Fonds beschäftigen deshalb Analysten oder holen sich Rat bei Experten von Forschungsinstituten, die sich die Unternehmen im Detail anschauen. Die Experten orientieren sich wiederum an den sogenannten ESG-Kriterien. Diese Abkürzung steht für die Begriffe environment, social und governance (also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Grüne Geldanlagen können höhere Gebühren und ein größeres Risiko bedeuten

Die Arbeit der Analysten und Experten kostet natürlich Geld, das die Anleger in Form von Gebühren und Verwaltungskosten bezahlen. Das schmälert die Rendite der Geldanlage. Nachhaltige Investments sind deshalb häufig teurer als „normale“ Anlageprodukte. Auch das Verlustrisiko ist höher: Dadurch, dass viele Unternehmen von vorneherein ausgeschlossen werden, weil sie nicht ökologisch genug sind, kann das angelegte Geld nicht so breit über verschiedene Branchen gestreut werden.

Bei Anlagen, die sich sogar nur auf eine Branche konzentrieren, sprechen Experten von einem Klumpenrisiko: Geht es einem der Unternehmen auf Grund von externen Umständen schlecht, ist die Chance groß, dass auch andere Firmen über kurz oder lang davon betroffen sind und eine schlechte Phase durchmachen. Für Anleger ist das Ausfall- oder sogar Verlustrisiko in solch einem Fall besonders groß. Vor einer Investition sollten Sie das Risiko Ihres potentiellen Investments also genau abwägen und sich die Gebühren und Verwaltungskosten sehr genau anschauen.

Nachhaltige Geldanlagen liegen im Trend

Ökofonds, Bauminvests oder erneuerbare Energien: Ökologische Kapitalanlagen sind momentan angesagt. 219 Milliarden € waren laut dem Forum Nachhaltige Geldanlage im vergangenen Jahr auf diese Weise in Deutschland angelegt. Das sind 28 % mehr als im Jahr 2017. Zählt man das Vermögen auf Unternehmensebene dazu, kommt man sogar auf eine Gesamtsumme von 1,53 Billionen €. Auch Banken, die wie die GLS Bank, Triodos oder die Umweltbank ihren Fokus auf Nachhaltigkeit legen, werden immer beliebter: Ihre Kundeneinlagen wuchsen um 8 % auf 38,6 Milliarden €.

Fazit: Welche Fragen sollte ich mir vor einem nachhaltigen Investment stellen?

Vor einem grünen Investment sollte man für sich selbst zwei Fragen beantworten:

  • Was genau verstehe ich unter nachhaltig? Klar, Nachhaltigkeit bedeutet, dass die Umwelt geschont wird. Aber reicht es, wenn das Unternehmen ein nachhaltiges Produkt herstellt? Und ist es für mich beispielsweise in Ordnung, wenn Teile des Herstellungsprozesses oder der Lieferkette nicht nachhaltig sind?
  • Was will ich mit meiner Geldanlage erreichen? Gerade grüne Geldanlagen zielen nicht immer nur auf Rendite ab. Manchen Anlegern ist es wichtig, ein bestimmtes Projekt zu unterstützen, weil sie es für ökologisch sinnvoll halten oder gesellschaftlich etwas verändern möchten. Anderen geht es darum, etwas für ihr gutes Gewissen zu tun.

Wie nachhaltig arbeitet eigentlich meine Hausbank?

Wer sein Geld nachhaltig investieren oder anlegen möchte, muss sein Konto nicht gleich zu einer ökologischen Bank umziehen. Fragen Sie doch fürs erste bei Ihrer Hausbank nach, wie sie das Geld ihrer Kunden anlegt. Viele Banken bieten außerdem die Möglichkeit, gezielt in nachhaltige Kapitalanlagen (z.B. Fondssparpläne) zu investieren.

Vergleich.de Tipp

Orientierung und Informationen zu ökologischen Finanzprodukten bietet das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Das FNG informiert über die Nachhaltigkeitsprofile zahlreicher Fonds und vergibt auch ein Siegel, das als seriös gilt. Um es zu bekommen, müssen die Unternehmen in den Fonds Mindeststandards im Hinblick auf Arbeits- und Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung einhalten.

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