Studienkredite: Anbieter, Zinsen und Voraussetzungen

Viele Studierende arbeiten in einem Studenten­job oder erhalten Bafög. Wenn den­noch zu wenig Geld da ist, hilft ein Studien­kredit. 63.000 Studenten nutzten im ver­gan­genen Jahr diese Möglich­keit. Wir zeigen, welcher Studenten­kredit zins­frei ist und warum der KfW-Studienkredit so beliebt ist.

Klaus Fechner
Zuständiger Redakteur für die Bereiche Kredit und Strom & Gas
Stand: 16.02.2024

Was ist ein Studienkredit?

Studierende können einen Studien­kredit auf­nehmen, um einen Teil des Studiums oder das gesamte Studium zu finan­zieren. Dieses Studien­dar­lehen deckt haupt­sächlich die täg­lichen Lebens­haltungs­kosten wie z. B. Miete, Kleidung und Lebens­mittel.

Es handelt sich um eine spezielle Darlehens­form, die nur Studenten und Doktoranden offensteht. Im Unter­schied zu einem klassischen Verbraucher- oder Raten­kredit werden Studenten­kredite meistens in monat­lichen Raten ausgezahlt. Nach der Aus­zahl­phase während des Studiums beginnt die Rück­zahl­phase. Dazwischen kann eine Karenz­zeit von mehreren Jahren liegen.

Welche Arten des Studienkredits gibt es?

Studienkredite unterscheiden sich nach ihren Ziel­gruppen, nach der Dauer der Aus­zahlung oder der ausge­zahlten Summe. So finan­zieren einige Studenten­kredite das gesamte Studium vom ersten Semester bis zum Abschluss. Andere stellen Über­brückungs­kredite für bestimmte Phasen des Studiums dar, z. B. als Studien­abschluss­darlehen. Wiederum andere Studien­kredite bezahlen die Studien­gebühren an privaten Hochschulen.

Bildungsfonds als besondere Form der Studienkredite

Bei einem Bildungsfonds zahlen Anleger Geld ein, das an Studenten verliehen wird. Oft gehört ein Auswahl­ver­fahren dazu, bei dem soziale Kriterien oder besondere Leis­tungen heran­gezogen werden. Die Höhe der Rück­zahlung ist vom späteren Ein­kommen abhängig.

Wo bekomme ich einen Kredit als Student?

Sie haben mehrere Organisationen zur Auswahl, bei denen Sie einen Studienkredit beantragen können. Dazu gehören:

  • die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Der KfW-Studienkredit ist der mit Abstand am meisten genutzte.
  • das Bundesverwaltungsamt: Hier erhalten Sie den Bildungskredit der Bundesregierung.
  • mehrere Studierendenwerke, z. B. in Hamburg und Hannover
  • verschiedene Hochschulen, z. B. die Universität zu Lübeck
  • Stiftungen wie die E. W. Kuhlmann-Stiftung
  • spezialisierte Anbieter wie z. B. Brain Capital mit eigenen Bildungsfonds
  • einige Banken und Sparkassen mit speziellen Studienkrediten

Was ist besser: Studienkredit oder klassischer Ratenkredit?

Neben den oben genannten Ansprech­partnern haben Studie­rende die Möglich­keit, einen klassischen Raten­kredit bei einer Bank zur Finan­zierung des Studiums aufzu­nehmen. Der Unter­schied liegt in der Aus­zahlung der Kredit­summe, die in einem Betrag und nicht in monat­lichen Teil­zahlungen über­weisen wird. Diese Variante hat Vor- und Nachteile:

Vorteile

  • Mit einem Ratenkredit Vergleich lassen sich möglicherweise bessere Zinsen als bei einem speziellen Studienkredit ermitteln.
  • Studierende bestimmen die benötigte Summe selbst.
  • Die Auswahl an aktuellen Angeboten ist größer.

Nachteile

  • Es besteht zwischen Aus- und Rückzahlung keine Karenzzeit. Daher beginnt bereits während des Studiums die Rückzahlphase.

Wie viel kostet ein Studienkredit?

Die Kosten eines Studien­kredites hängen von den Kredit­zinsen ab und sind sehr unter­schied­lich. In einigen Fällen wird der Studien­kredit ohne Zinsen vergeben. Zins­frei ist z. B. das Studien­dar­lehen des Studenten­werkes Frankfurt und der Mikro­kredit der E. W. Kuhlmann-Stiftung.

Das Bundesverwaltungsamt und die Studen­tische Darlehens­kasse Berlin verlangen 4–5 % Zinsen, wenn Studierende den Studien­kredit zurück­zahlen. Der KfW-Kredit gehört mit einem Zins­satz von 7,51 % effek­tiver Jahres­zins (Stand: April 2024) zu den teuren Studien­krediten.

Welcher Studienkredit ist im Vergleich der beste?

Das Angebot an Studien­kredite ist groß. Sie unter­scheiden sich in der Dauer der Förderung, in den Ziel­gruppen und in den Kondi­tionen der jewei­ligen Kredite. Einige Anbieter sind bundes­weit aktiv, andere nur in bestimmten Regionen oder Uni­versi­täten. Um dieses unüber­sicht­liche Ange­bot etwas klarer darzu­stellen, haben wir die wichtigsten Studenten­kredite im Vergleich zusammen­gestellt.

In der folgenden Tabelle nennen wir die größten Anbieter von Studenten­krediten mit den aktuell gültigen Zinsen, die Studenten in der Rück­zahlungs­phase zahlen müssen. Angegeben wird jeweils der effek­tive Jahreszins.

Studienkredit Vergleich: Anbieter, Nutzer, Zinsen

Anbieter

Nutzer in der Auszahlungsphase 2023

Zinssatz (effektiver Jahreszins)

KfW-Studienkredit

ca. 52.000

7,51 %

Bundesverwaltungsamt: Bildungskredit

ca. 4.860

5,12 %

Deutsche Bildung AG

ca. 2.300

einkommensabhängig

Studierendenwerke und Darlehenskassen verschiedener Unis (z. B. Berlin, Hannover, Hamburg, Frankfurt u. a.)

3–1.260

0–5 %

Universität zu Lübeck

55

einkommensabhängig

E. W. Kuhlmann-Stiftung: Mikrokredit, Rollendes Stipendium

keine Angaben

0 %

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

keine Angaben

4,06 %

Sparkasse Herford

516

8,09 %

Brain Capital: verschiedene Bildungsfonds

4–1.800

einkommensabhängig

Lendorse: Income Share Agreements

19

einkommensabhängig

Quelle: Vergleich.de/Centrum für Hochschulentwicklung, Stand: April 2024

Der Studienkredit Vergleich erhebt nicht den An­spruch voll­ständig zu sein. Er soll einen ersten Über­blick ermöglichen.

Achtung

Einige Anbieter von Studenten­krediten legen den konkreten Zins­satz erst zu Beginn der Rück­zahlungs­phase fest. Infor­mieren Sie sich genau, wie die Bedingungen in Ihrem Fall sind.

Welche Voraussetzungen muss ich für einen Studienkredit erfüllen?

Die Voraussetzungen sind je nach dem Anbieter des Studien­kredites unter­schiedlich. Allen gemeinsam ist die Imma­triku­lation an einer Uni­versität oder Hoch­schule in Deutschland. Oft muss es eine bestimmte Uni sein oder Sie müssen sich in einer bestimmten Phase des Studiums befinden. Der Studien­kredit der KfW ist der einzige, der deutsch­landweit unab­hängig vom Studien­gang für die gesamte Studien­dauer vergeben wird. Er ist mit einem Anteil von über 80 % der am meisten genutzte in Deutschland. Zu den Voraus­setzungen gehören:

  • Alter zwischen 18 und 44 Jahre
  • Studium an einer staatlichen oder staatlich aner­kannten Hoch­schule mit Sitz in Deutschland
  • deutsche Staatsangehörigkeit und Wohn­sitz in Deutschland
  • für EU-Staatsangehörige: mindestens 3 Jahren ständiger Auf­enthalt in Deutschland
  • für andere ausländische Studierende: Erwerb der Hochschul­zugangs­berechtigung in Deutschland

Folgende Tabelle gibt einen Über­blick über die unter­schied­lichen Voraus­setzungen, die Anbieter eines Studien­kredites verlangen.

Voraussetzungen für Studienkredite

Anbieter

Voraussetzungen

KfW

Studium in Deutschland, Höchstalter 44 Jahre

Bundesverwaltungsamt

Studierende in fortgeschrittenen Ausbildungsphasen, Einschränkungen bei verschiedenen Studienfächern

Deutsche Bildung AG

Studium in Deutschland, Einschränkungen bei verschiedenen Studienfächern

Studierendenwerke und Darlehenskassen verschiedener Unis (z. B. Berlin, Hannover, Hamburg, Frankfurt)

Studium an der jeweiligen Universität, teilweise nur für bestimmte Abschnitte des Studiums

Universität zu Lübeck

Immatrikulation an Uni Lübeck, Bedürftigkeit

E. W. Kuhlmann-Stiftung

kurz vor Studienabschluss

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

Studium eines Heilberufs, bestandenes Grundstudium, Höchstalter bei Studienbeginn 35 Jahre

Sparkasse Herford

Studium in Deutschland

Brain Capital

Auswahlverfahren mit Interview und Bewertung der Leistung

Lendorse

Studierende aus nicht EU-Ländern in MINT- und betriebswirtschaftlichen Fächern

Quelle: Vergleich.de, Stand: Februar 2024

Das gemeinnützige Centrum für Hochschul­ent­wicklung (kurz: CHE) veröffent­licht jedes Jahr einen Bericht zu den deutschen Studien­kredit­anbietern, in dem man sich einen guten Über­blick verschaffen kann. Es bewertet nach den Kate­gorien Kosten, Zugang, Kapazität, Risiko­begrenzung und Flexi­bilität.

Wie beantrage ich einen Studienkredit?

Bevor Sie einen Antrag für einen Studienkredit einreichen, empfehlen wir folgende Schritte.

  1. Rechtzeitig planen: Vom Antrag bis zur ersten Zah­lung kann es einige Wochen dauern. Gerade kurz vor Semester­beginn steigt die Zahl der Anträge, was die Bear­beitung in die Länge zieht. Wenn Sie das Geld recht­zeitig zu Semester­beginn benötigen, sollten Sie das berück­sichtigen.
  2. Bedarf ermitteln: Kalkulieren Sie, wie viel Geld Sie im Monat benötigen. Beim Studenten­kredit gilt als grobe Faust­regel: So wenig wie mög­lich, so viel wie nötig. Das ist die Grund­lage für die weitere Recherche.
  3. Beratung suchen: Viele Studenten­werke bieten eine unab­hängige Finanz­beratung, die bei der Entscheidung hilft.
  4. Angebote einholen: Lassen Sie sich von mehreren Insti­tuten Ange­bote machen und ver­gleichen Sie diese. Lesen Sie dabei unbe­dingt das Klein­ge­druckte: Was steht dort zu Kredit­lauf­zeit, Karenz­phase, Rückzahlungs­dauer oder Sondertilgung?
  5. Antrag einreichen: Haben Sie sich entschieden, reichen Sie den ausge­füllten Antrag für einen Studien­kredit ein und warten die Ent­schei­dung ab.

Oft ist die Antragstellung online möglich, so z. B. auch für den Studentenkredit der KfW.

Was passiert mit dem Studienkredit, wenn ich das Studium abbreche?

Brechen Sie das Studium ab, müssen Sie den Kredit­geber darüber infor­mieren. Weil mit dem Abbruch eine wichtige Voraus­setzung für den Studien­kredit nicht mehr erfüllt wird, erhalten Sie keine weiteren Zahlungen. Die bis zu diesem Zeit­punkt erhal­tenen Gelder müssen Sie ent­weder sofort oder nach einer Über­gangs­zeit in monat­lichen Raten zurück­zahlen.

Wann lohnt es sich, einen Studienkredit umzuschulden?

Ein Umschuldungskredit, der Ihren Studien­kredit ersetzt, lohnt sich, wenn Sie mit einem klassischen Raten­kredit weniger Zinsen bezahlen oder die monat­lichen Raten verringern. Eine Umschul­dung ist z. B. auch interessant, wenn der Anbieter des Studien­kredits nur eine kurze Karenz­zeit gewährt und Sie Schwierig­keiten haben, bis zum Beginn der Rückzahl­phase eine Anstellung zu finden.

Welche alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für mein Studium habe ich?

Wer keinen Studentenkredit auf­nehmen will oder keinen bewilligt bekommt, hat einige andere Möglich­keiten der Studien­finan­zierung.

Studentenjobs sind weit verbreitet

Mehr als 60 % aller Studenten müssen parallel zum Studium arbeiten. Oft handelt es sich um studien­ferne Jobs, z. B. in der Gastro­nomie. Sehr beliebt sind Jobs, die mit dem Studium inhalt­lich zusammen­hängen. So sammeln Studierende spezi­fische Erfah­rungen für die spätere beruf­liche Aus­richtung.

Studienfinanzierung durch die Familie

In vielen Familien ist es möglich, dass Eltern, Geschwister oder weitere Verwandte ein Studium ganz oder teil­weise finan­zieren. Denkbar ist auch ein Privat­kredit inner­halb der Familie oder von Freunden.

Beim Bafög gibt es einige Voraussetzungen

Sie können Bafög beantragen. Das ist ein finan­zieller Zuschuss vom Staat, von dem Sie später nur die Hälfte zurück­zahlen müssen. Der Höchst­satz für Studenten, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, beträgt 934 €. Ob der Bafög-Antrag erfolg­reich ist, hängt von mehreren Krite­rien ab, zum Beispiel vom Ein­kommen der Eltern, vom Alter und der Anzahl der Geschwister.

Stipendien bekommen nicht nur Hochbegabte

Eine weitere Möglichkeit, an Geld zu kommen, ist ein Stipen­dium. Etwa 4 % der Studenten in Deutschland bekommen derzeit Geld von Unter­nehmen, Stif­tungen oder Kommunen. Es lohnt sich zu recher­chieren: Oft werden für einzelne Studien­gänge oder für ehren­amtlich enga­gierte Studenten Gelder vergeben.

Gut zu wissen

Bei einigen Studienkrediten kann man gleich­zeitig Bafög beziehen. Prüfen Sie also, ob eine Misch­finan­zierung aus Kredit + Bafög oder Kredit + Neben­job in Frage kommt.

Fazit: Große Unterschiede bei Studienkrediten

Es gibt nicht den einen besten Studenten­kredit, der in jeder Situation empfehlens­wert ist. Je nach Studien­ort, dem gewählten Studien­gang und der Studien­phase, in der Sie sich befinden, kann ein anderer Studien­kredit der richtige sein. Bedenken Sie bei der Auswahl auch die spätere Belastung in der Rückzahl­phase. Einige Kredit sind zinsfrei, andere müssen Sie ver­zinst zurück­zahlen.

Der am meisten genutzte Studien­kredit ist der der KfW. Er ist unab­hängig vom Studien­ort in ganz Deutschland, unab­hängig vom Ein­kommen der Eltern und für das gesamte Studium erhält­lich. Aller­dings müssen Sie mit hohen Zinsen rechnen.

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